Ironman auf Hawaii Die drei Härtesten der Welt sind Deutsche

Kailua/Düsseldorf · Favorit Jan Frodeno verteidigt als erster Deutscher den Titel beim Ironman-Triathlon auf Hawaii. Seine Landsleute Sebastian Kienle und Patrick Lange komplettieren das Podium. Für die Dominanz der Deutschen gibt es Gründe.

Ironman 2016 auf Hawaii - Jan Frodeno verteidigt seinen WM-Titel
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Deutscher Dreifach-Triumph beim Ironman auf Hawaii

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Foto: dpa, bo ms

Jan Frodeno war im Ziel nicht gut auf sich zu sprechen. Besser gesagt, auf seinen Körper. "Heute hat er mir nichts geschenkt, ich habe selten so gelitten bei einem Rennen", sagte der 35-Jährige, nachdem er den Ironman auf Hawaii in 8:06:30 Stunden beendet hatte. Es waren 8:06:30 Stunden in der "Hölle", wie der gebürtige Kölner bekannte, aber es waren eben auch 8:06:30 Stunden, die ihn am Ende als Sieger auswiesen. Als ersten Deutschen, der zweimal in Folge den prestigeträchtigsten Triathlon gewinnen konnte.

Nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und einem Marathon-Lauf über 42,196 Kilometer war Frodeno also der umjubelte Gewinner, doch aus deutscher Sicht fiel der Triumph auf der Pazifikinsel noch viel umfassender aus. Mehr als dreieinhalb Minuten hinter Frodeno kam sein Kumpel, sein schärfster Konkurrent und Sieger beim Ironman von 2014, Sebastian Kienle aus Mühlacker, ins Ziel, gefolgt von Hawaii-Debütant Patrick Lange aus Darmstadt.

Damit standen zum erst zweiten Mal seit der Premiere des Ironman 1978 drei Deutsche auf dem Podium. 1997 hatte Thomas Hellriegel vor Jürgen Zäck und Lothar Leder gewonnen. Der fünfte Platz von Andreas Böcherer und der siebte Rang von Boris Stein komplettierten schließlich den Tag der Deutschen auf Hawaii. Da ging es fast unter, dass Anja Beranek als Vierte bei den Frauen ebenfalls ein überragendes Ergebnis erzielte. An die Schweizerin Daniela Ryf reicht die Fürtherin aber nicht heran. Die Vorjahressiegerin gewann mit Streckenrekord in 8:46:46 Stunden.

Die 40. Auflage des Ironman wirft die Frage auf, warum die Deutschen derart dominant auftreten. Frodeno versuchte sich an einer ersten Antwort. "Ich glaube, hier auf Hawaii kommt uns auch unsere Methodik gerade als Deutsche sehr entgegen. Dass wir halt sehr wissenschaftlich trainieren und auch gewissenhaft. Viele Amerikaner sehen das noch als Funsport an, auch wenn man das nicht verallgemeinern kann. Aber dieses Strikte und Sture nach Plan ist doch eine deutsche Tugend", sagte er und fügte mit Blick auf das Ergebnis vom Samstag hinzu: "In Deutschland ist es derzeit nicht leicht, als Profi Fuß zu fassen. Wenn, dann musst du schon eine ordentliche Leistung zeigen, damit du Anerkennung kriegst. Das haben die Jungs heute eindrucksvoll gemacht."

Vor allem Langes Auftritt sorgte bei vielen für ungläubiges Staunen. Der gelernte Physiotherapeut hatte erst im Mai in Texas seinen ersten Ironman absolviert und diesen auch gleich gewonnen. Hawaii war folglich erst sein zweiter Start über die Langstrecke. Und das noch Bemerkenswertere an Langes Leistung: Es war sogar mehr drin als Platz drei. Auf dem Rad kassierte der 30-Jährige nämlich eine Fünf-Minuten-Zeitstrafe, was umso relevanter wird, wenn man registriert, dass er im Ziel nur 4:44 Minuten hinter Frodeno lag. Die Paradedisziplin des Schützlings des Hawaii-Siegers von 2005, Faris Al-Sultan aus München, ist dabei ganz klar das Laufen. Nach dem Radfahren war Lange nur 23., beim abschließenden Marathon holte er aber auf und verbesserte den 27 Jahre alten Streckenrekord um 19 Sekunden auf 2:39:45 Stunden.

Für Frodeno ist derweil an Erholung und Ausruhen nach dem Triumph nicht wirklich zu denken. Er fährt zwar mit der Familie in Urlaub, aber "ab sofort muss wohl ich nachts wieder aufstehen", sagte der Vater eines acht Monate alten Sohnes.

(klü)
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