Doping-Experte Seppelt gerät mit russischen Journalisten aneinander

TV-Journalist Hajo Seppelt hat nach seinem jüngsten Beitrag über staatlich geschütztes Doping im russischen Sport unliebsame Erfahrungen mit russischen Reportern gemacht.

 Hajo Seppelt beim Deutschen Fernsehpreis 2016.

Hajo Seppelt beim Deutschen Fernsehpreis 2016.

Foto: dpa, rve

Der TV-Sender Rossija 1 zeigte am Freitag Bilder von einem heftigen Streit des WDR-Doping-Experten mit einem russischen TV-Team, das Seppelt in einem Kölner Hotel zunächst interviewt hatte. Einen sechsminütigen Beitrag davon stellte Rossija 1 ins Internet.

Seppelt hatte den Journalisten in einem Hotelzimmer zunächst ein Interview zu der anhaltenden Doping-Krise in Russland gegeben, welche die am Tag zuvor ausgestrahlte ARD/WDR-Dokumentation "Geheimsache Doping: Showdown für Russland" noch verschärft hatte. Nachdem eine Journalistin die Frage stellte, ob er für seine Arbeiten geschmiert worden sei, wurde der Ton rauer. Seppelt wies das russische Team nach wiederholten Provokationen aus dem Zimmer. Als sich die Gäste weigerten und ohne Rückfrage im privaten Bereich des Apartments filmte, kam es zu Auseinandersetzungen.

"Wir haben mit unserer Dokumentation offensichtlich einen sehr sensiblen Punkt getroffen. Nach meinem Eindruck war das eine gezielte Provokation", sagte Seppelt dem SID und beschrieb den weiteren Ablauf: "Nachdem ich 30 Minuten lang das russische Team vergeblich aufgefordert hatte, das Hotelzimmer endlich zu verlassen und die Filmaufnahmen zu beenden, ist mir der Kragen geplatzt."

Seppelt rief den Sicherheitsdienst des Hotels und die Polizei um Hilfe, weil das Kamerateam weiterhin das Gebäude nicht verließ. "Als sie mitbekamen, dass ich die Polizei gerufen habe, flüchteten sie", sagte Seppelt. Daraufhin sei er ihnen gefolgt, um der Polizei den Aufenthaltsort des russischen Teams zu nennen. Er verlor es aber aus den Augen.

Der WDR prüft nun juristische Schritte gegen den russischen Sender, weil dieser das Interview mit Seppelt trotz einer direkt erfolgten Unterlassungsverfügung der deutschen Sendeanstalt ausgestrahlt hat. Russland droht derzeit der Ausschluss von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August). Am kommenden Freitag fällt der Leichtathletik-Weltverband IAAF die Entscheidung, ob russische Athleten weiterhin gesperrt bleiben.

(sid)
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