Fitness Trimm-dich wird wieder modern

Düsseldorf · Nach gut zwei Jahrzehnten verlor die Fitnessbewegung für jedermann Ende der 1980er-Jahre an Schwung. Mit den Calisthenics-Parcs soll Altbewährtes im neuen Umfeld zu sportlicher Betätigung im Freien anregen.

 Eine junge Frau macht auf der Fitness-Messe Fibo in Köln eine Übung.

Eine junge Frau macht auf der Fitness-Messe Fibo in Köln eine Übung.

Foto: dpa, htf

Menschen joggen einen etwa zwei Kilometer langen Pfad entlang und stoppen dabei alle 100 Meter an einer Station. Dort sieht man, wie jemand versucht, sich nach der Beschreibung auf der Infotafel am Reck hochzuziehen. An der nächsten Station trifft man einen, der angestrengt einen Baumstamm stemmt.

So oder so ähnlich hat die ältere Generation die Trimm-dich-Pfade in Erinnerung. Mit der Trimm-dich-Bewegung wollte die Bundesrepublik mit Beginn der 1970er-Jahre die Menschen zu einem gesünderen Leben mit mehr Sport animieren. Außerdem richtete man damit bereits den Blick Richtung Olympia 1972 in München. "Ein Schlauer trimmt die Ausdauer", war damals ein Werbespruch der bundesweiten Kampagne, den das damalige Maskottchen "Trimmy" in die Kameras sagte. Doch zum Ende der 1980er-Jahre ließ der Hype um das "Trimmen" nach.

Erst jetzt, fast dreißig Jahre später, liegt das Training mit dem eigenen Körpergewicht im Freien wieder im Trend. Allerdings nennt man dies nun nicht mehr Trimm-dich, sondern "Calisthenics". Ursprünglich setzt sich dieser Begriff aus den griechischen Wörtern "kalos" (schön) und "sthenos" (Kraft) zusammen. Dabei geht es darum, seinen Körper durch Eigengewichtsübungen fit zu halten.

"Die Fitnessindustrie sucht immer wieder nach neuen Märkten und belebt dazu gerne Altbewährtes", sagt Prof. Klaus Baum, ehemaliger Dozent an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS). Allerdings hebt Baum auch den Unterschied hervor: "In den Parcs findet das Training auf viel kleinerem Raum statt als früher auf den langen Trimm-dich-Pfaden." Dies ist für ihn ein Vorteil, denn "in Zeiten mangelnder gesellschaftlicher Kommunikation gehört zum Sport auch der Austausch untereinander."

Dies ist einer der Gründe, weswegen immer mehr Städte und Gemeinden Calisthenics-Parcs bauen oder alte Trimm-dich-Pfade restaurieren. Sie wollen anregen, mehr für Fitness und persönliches Wohlbefinden zu tun. Daher hebt Baum, der an der DSHS über Trainierbarkeit im Seniorenalter dozierte, den gesundheitlichen Aspekt besonders hervor: "Grundsätzlich hat jedes Training viele positive Effekte: Mit Krafttraining baut man Muskeln auf, was im Alltag zu einer besseren Bewegung und höheren Belastbarkeit des Körpers führt. Bei einer Joggingrunde darf der Ausdaueraspekt natürlich nicht vergessen werden."

Allerdings sollen die Sportgeräte nicht nur von Erwachsenen genutzt werden. Auch Kinder und Jugendliche gehören zur großen Zielgruppe. Doch eignet sich Calisthenics auch wirklich für die jüngere Generation? "Auf jeden Fall", sagt Tim Brackelmann, Sportlehrer an der Gesamtschule Rhede im Kreis Borken. "Fast jede Sportart ist etwas für Jung und Alt. Sie muss nur für jeden leicht zugänglich, einfach und kostengünstig sein." Kinder und Jugendliche könnten das Training mit dem eigenen Körpergewicht auch gut für andere Sportarten nutzen, da die Koordination und das eigene Körpergefühl geschult werden.

Brackelmann greift bei der Gestaltung seines Sportunterrichtes ebenfalls auf Übungen aus dem Fitnessbereich zurück: "Liegestütze, Kniebeuge und Co. kommen unter meist englischer Bezeichnung gut bei den Schülern an und steigern die Motivation teilweise deutlich". Darüber hinaus hat er eine interessante Idee, wie man Schüler motivieren könnte: "Für junge Menschen ist es sehr reizvoll, daraus eine Art Wettkampf zu machen."

Brackelmann denkt auch an die Risiken: "Das Wachstum und die Entwicklung dürfen durch die Übungen natürlich nicht gestört werden." Baum hat daher eine Empfehlung, wie man Verletzungen - unabhängig vom Alter - vorbeugen kann: "Grundsätzlich gilt es, die Übungen langsam und konzentriert auszuführen. Falls man schon mehrere Jahre nicht mehr trainiert hat, sollte man sich zu Beginn Hilfe von einem Trainer holen." Auch ein Arztbesuch ist ratsam. Bei der Häufigkeit des Trainings rät er Anfängern zu zwei, Fortgeschrittenen zu drei Einheiten pro Woche.

Eine Übung kann Baum für die nächste Einheit im Freien empfehlen: "Die Kniebeuge ist eine relativ einfache Übung, bei der die Beinmuskulatur trainiert wird. Man sollte darauf achten, die Knie nicht zu weit nach vorne zu schieben."

(RP)
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