Hambüchen zittert um Olympia "Gesundheit hat Priorität"

Fabian Hambüchen muss wegen einer Schulter-Verletzung um seinen Start bei den Olympischen Spielen im August 2016 in Rio bangen.

Fabian Hambüchen verpasst Medaille im Mehrkampf
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Hambüchen verpasst Medaille im Mehrkampf

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Foto: afp, GB/le

Fabian Hambüchen saß ein wenig geknickt im "Raum Bronze" und gab sich keinen olympischen Illusionen hin. Der Kampf um das Rio-Ticket 2016 wird für den verletzten deutschen Vorturner zum Rennen gegen die Zeit - der Olympia-Traum droht zu platzen. "Ich habe nach wie vor starke Probleme mit meiner Schulter und kann keine Prognose abgeben, wie lange es noch dauern wird. Das ist eine schwierige Situation, momentan kann ich kaum etwas machen", sagte der 28-Jährige am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in einem Frankfurter Hotel.

Der Olympia-Zweite am Reck von London 2012 zeigte sich realistisch und stellte ohne Umschweife klar, dass er seine vierte Teilnahme an Sommerspielen nicht um jeden Preis erzwingen wird. "Die Gesundheit hat Priorität, es gibt noch ein Leben nach dem Sport", meinte Hambüchen mit Nachdruck. Er wolle später "auch mal mein Kind in die Luft werfen können", ohne dass die Schulter schmerze.

Derzeit verbringt der Wetzlarer am Tag mehrere Stunden mit Reha-Training und nimmt entzündungshemmende Medikamente ein. "Ich muss ruhig bleiben und kann nur hoffen, dass die Behandlung anschlägt. Die Geduld musste ich erst lernen", berichtete Hambüchen - und schmunzelte sogar. Einen "Schnellschuss", um auf Teufel komm' raus fit für das Spektakel in Brasilien zu werden, den werde es aber auf keinen Fall geben.

Europaspiele: Fabian Hambüchen am Reck nicht zu schlagen
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Hambüchen am Reck nicht zu schlagen

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Foto: dpa, bt hak

Die Situation ist nicht einfach, sogar einige Alltagsdinge fallen schwer. Von turnspezifischem Training kann kaum die Rede sein, "Ringe und Reck gehen momentan gar nicht", sagte der 38-malige deutsche Meister, der als Edelfan von zu Hause aus seinen Teamkollegen die Daumen drücken wird.

Ohne Hambüchen werden die deutschen Kunstturner um den Olympia-Zweiten Marcel Nguyen bei der anstehenden Rio-Qualifikation am 16. April antreten. Beim Testevent muss das DTB-Team von Bundestrainer Andreas Hirsch mindestens den vierten Platz belegen, um das Ticket zu lösen. "Wenn einem der Leistungsgarant der vergangenen Jahre fehlt, ist das bitter. Wir hoffen, dass er bald wieder zurück ist", sagte Hirsch. Für Hambüchen rückt Ivan Rittschik (Chemnitz) in die Mannschaft.

Alle Sportler des Jahres seit 1990
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Foto: dpa/Patrick Seeger

Bereits seit vier Jahren plagt sich Hambüchen ("Leistungssport ist nicht gesund, und ich werde ja auch älter") mit einer chronischen Sehnenreizung in der rechten Schulter. An die Verschleißerscheinungen hatte sich der "Turnfloh" längst gewöhnt. Doch ein Sturz vor sechs Wochen auf das noralgische Körperteil verschlimmerte die Lage. "Bis dahin war ich auf Kurs. Aber nach dem Sturz wurde es von Woche zu Woche schlimmer", sagte Hambüchen.

Nur wenn er 100-prozentig fit ist, will er das Abenteuer Olympia wagen. Denn der Hesse weiß auch um den Druck. "Wenn ich starte, erwarten alle, dass ich Gold hole", sagte Hambüchen: "Da muss ich dreimal überlegen, ob ich das selbst im fittesten Zustand schaffen kann - oder nur von den Medien geschlachtet werde, wenn es nicht so läuft."

Es sind viele Dinge, über die Hambüchen in diesen Tagen nachdenkt. Im "Raum Bronze" gab er sich zum Abschied trotzdem kämpferisch: "Die Motivation für Olympia", sagte er, "die ist trotzdem noch voll da".

(sid)
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