Turn-WM Hambüchen und Co. müssen Umweg nach Rio nehmen

WM-Rodeo in Glasgow statt entspannter Geburtstagsfeier - und ein olympischer Umweg nach Rio: Die vom Pauschenpferd gleich dreimal böse abgeworfenen deutschen Kunstturner überspielten ihre Enttäuschung über das Verpassen der direkten Qualifikation für die Sommerspiele mit einem tapferen Lächeln.

 Das Pauschenpferd kostete die deutschen Turner eine bessere Platzierung.

Das Pauschenpferd kostete die deutschen Turner eine bessere Platzierung.

Foto: ap, MS

"Jetzt haben wir eine weitere Reise nach Rio gewonnen", witzelte Marcel Nguyen, und Geburtstagskind Fabian Hambüchen, der 28 Jahre alt wurde, setzte noch einen drauf: "Zweimal Copacabana - es gibt Schlimmeres."

Hambüchen und Co. können nun zusammen mit der Frauenriege des Deutschen Turner-Bundes (DTB) den Flug nach Südamerika antreten. Die Riege von Teamchefin Ulla Koch hatte bereits am Samstag bei den Weltmeisterschaften in der schottischen Metropole die Vorrunde mit Rang zwölf abgeschlosssen.

Dabei absolvierte das Männer-Team fünf Geräte im Rahmen seiner derzeit begrenzten Möglichkeiten und wahrte seine Chancen. Aber Rang fünf nach einer schwachen Abschlussleistung am Pauschenpferd wird nicht zum erforderlichen achten Platz reichen, zahlreiche Topnationen bestreiten noch bis Montagabend ihre Vorrunde, darunter China, Japan und die USA.

Angesichts der zahlreichen Verletzungsprobleme in seinem Kader ging Bundestrainer Andreas Hirsch mit der eingeplanten, aber nicht unbedingt erwünschten Situation betont gelassen um: "Dieses Szenario war immer denkbar. Unsere Schwierigkeiten waren bekannt, am Pferd haben wir einfach zu viele Punkte liegengelassen", sagte der Chefcoach.

Ihre zweite Chance haben die deutschen Männer und Frauen nun beim olympischen Testevent vom 16. bis 19. April in Brasilien. Dort werden die jeweils letzten vier Tickets vergeben.

Immerhin: Für Hambüchen ist zumindest der Sprung ins WM-Reckfinale am Sonntag durchaus realistisch. Der Wetzlarer, vor acht Jahren Weltmeister am Königsgerät, musste beim Adler eine halbe Drehung nachdrücken und kam bei einem Ausgangswert von 6,9 Punkten auf 15,20 Zähler. Auch in der Medaillentscheidung im Mehrkampf am Freitag dürfte der Hesse mit von der Partie sein.

An der Spitze ziehen vorerst Großbritannien (354,417) und Russland (352,692) einsam ihre Bahnen. Die deutsche Mannschaft kam auf 345,717 Punkte.

Teamchefin Koch hat auch schon konkrete Pläne, wie ihre Schützlinge ihren zweiten Matchball in Südamerika verwandeln sollen. "Bei der Feinarbeit an den Übungen werden wir wieder früher anfangen. Rio ist keine Kaffeefahrt", sagte die Bundestrainerin. Im zweiten Versuch heißt es am Zuckerhut: Caipirinha oder Kamillentee.

Klar, was die jungen Damen bevorzugen würden. "Wir konnten diesmal nicht auf den Punkt liefern und wollen es dann besser machen", fasste Pauline Schäfer vom TV Pflugscheid-Hixberg die Ausgangssituation zusammen.

Immerhin: Für die drei Leistungsträgerinnen sind die Welttitelkämpfe am Clyde noch nicht beendet. Zwar findet das Teamfinale am Dienstag (19.45 Uhr) ohne deutsche Beteiligung statt, aber Schäfer und Elisabeth Seitz aus Stuttgart stehen am Donnerstag (19.45 Uhr) im Mehrkampf-Finale. Schäfer (Schwebebalken) und die Chemnitzerin Sophie Scheder (Stufenbarren) qualifizierten sich überdies für die Medaillenentscheidungen an den jeweiligen Geräten.

(areh/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort