eSport Sport ist Sport - auch am Computer

Düsseldorf · Die deutschen Sportverbände tun sich weiter schwer, eSport anzuerkennen. Andere Nationen sind da viel weiter. Ein schnelles Umdenken ist vonnöten.

eSports: Fragen und Antworten
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Foto: dpa, pdz pzi nic

Ihnen sagt eSport nichts? Das wird sich schon bald ändern. Das Phänomen eSport ist nicht mehr aufzuhalten. Milliarden Spieler weltweit, Millionen, die die Übertragung von eSport-Turnieren im Internet und im Fernsehen verfolgen, und Tausende Zuschauer in ausverkauften Hallen sprechen eine eindeutige Sprache. Selbst Fußballbundesligisten unterhalten eSport-Teams, und auch der Deutsche Fußball-Bund verfolgt die Entwicklung. Experten rechnen sogar damit, dass eSport zur größten Sportart aufsteigen werden wird.

Doch ist Computerspielen tatsächlich Sport oder ist der Namensbestandteil nicht vielleicht bloßes Marketing? Nicht nur die eSportler selbst, auch die etablierten Sportverbände diskutieren dies. Während die eSportler die Frage für sich eindeutig mit "Ja" beantworten, scheint bei manch einem etablierten Sportverband derzeit noch eine gewisse Skepsis zu herrschen. Zu fern scheint für einige Funktionäre möglicherweise die Vorstellung, Computerspielen könnte Sport sein. Doch diese Skepsis ist nicht angebracht, denn eSport ist Sport.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bestimmt in seiner Aufnahmeordnung, dass Sport folgende Kriterien erfüllen muss: 1. die Ausübung der Sportart muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität eines jeden Betreibers zum Ziel haben, 2. die Ausübung der eigenmotorischen Aktivitäten muss Selbstzweck der Betätigung sein und 3. die ethischen Werte müssen eingehalten werden. Hinter dieser sperrigen Definition steckt folgendes: Der Sportler muss sich irgendwie bewegen, um den Sport auszuüben.

Dass aber zum eSport zwingend Bewegung gehört, wird man nicht in Abrede stellen können. Es bedarf einer außerordentlichen Hand-Augen-Koordination, um diesen Sport auszuüben. Taktisches Geschick, Spielübersicht, Durchhaltevermögen, vorausschauendes Denken und räumliches Orientierungsvermögen sind ebenfalls Voraussetzungen. Messungen haben ergeben, dass eSportler bis zu 400 Mal in der Minute auf ihre Maus klicken oder dass sie Herzfrequenzbereiche erreichen, als ob sie einen Marathon laufen würden.

Die von außen kaum wahrnehmbaren Anstrengungen sind keine Seltenheit. Dies zeigen Sportarten wie Schießen, Schach, Dart oder Curling. Warum also die Skepsis gegenüber eSport? Etwa nur, weil er vor einem Bildschirm ausgeübt wird? eSport verlangt den Spielern nicht mehr aber auch nicht weniger ab als andere Sportarten von ihren Spielern. Es wird Zeit, dies zu erkennen und den eSportlern ihren verdienten Platz in der Sportlerfamilie einzuräumen.

Ein Blick in andere Länder zeigt, dass dort die Frage nach dem Status schon seit Langem geklärt ist. So ist eSport in Ländern wie Südkorea oder Finnland als Sport anerkannt, 2022 wird eSport dann auch offizielle Sportart bei den Asian Games. Es wird daher wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch in Deutschland die Anerkennung folgt. Die Verbände, allen voran der DOSB, werden nicht umhinkommen, dem eSport mit offenen Armen entgegenzutreten, wollen sie nicht den Anschluss an die Jugend verlieren.

Der Autor (37) zählt zu den renommiertesten Sportrechtlern in Deutschland. Er ist Anwalt bei DWF in Köln.

(RP)
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