"Ich hoffe, Paul hat das gesehen" Vogel tritt Biedermann-Erbe an

Berlin · Florian Vogel trat mit einer famosen Leistung das Biedermann-Erbe an, Hendrik Feldwehr schwamm so schnell wie seit dem Verbot der Hightech-Anzüge nicht: Einen Tag vor den ersten Starts von Paul Biedermann und Marco Koch hat die zweite Reihe bei der DM in Berlin überzeugt. Insgesamt erfüllten am Freitag neun Athleten die Teilnorm für die WM im Sommer im russischen Kasan.

 Florian Vogel hat über 400 Meter Freistil bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften ein Ausrufezeichen gesetzt.

Florian Vogel hat über 400 Meter Freistil bei den Deutschen Schwimm-Meisterschaften ein Ausrufezeichen gesetzt.

Foto: dpa, meh hak

Für einen Paukenschlag sorgte Vogel. Der 20-Jährige schlug über 400 m Freistil in Abwesenheit des Weltrekordlers Biedermann in 3:46,53 Minuten als Erster an und konnte Rang zwei in der Europa-Rangliste kaum fassen. "Ich bin sprachlos. Die letzten Meter bin ich mit einem Lächeln geschwommen", sagte der Münchner: "Ich hoffe, Paul hat das gesehen."

Vogel war nicht nur deutlich schneller als Biedermann bei dessen Sieg im Vorjahr (3:47,89). In der Weltrangliste bedeutet die Zeit auch Platz sechs - gemeinsam mit Australiens Schwimm-Ikone Grant Hackett. Sowohl Vogel als auch die geschlagenen Clemens Rapp und Jacob Heidtmann blieben unter der geforderten WM-Norm.

Das gelegentliche Training mit Staffelkollege Biedermann sei ein Grund für Vogels Leistungsexplosion, erklärte Bundestrainer Henning Lambertz. Aber auch Biedermann könne sich vom deutlich kleineren Vogel und dessen fast perfektem Beinschlag etwas abschauen. Beide seien "wie Bud Spencer und Terence Hill".

Gute Laune hatte auch Brustschwimmer Feldwehr. Nachdem der deutsche Rekordhalter im Vorlauf über 50 m Brust in 27,33 Sekunden so schnell wie seit Ende 2009 nicht mehr gewesen war, schwamm der Essener bei seinem Finalsieg nur zwei Hundertstel langsamer. "Der Anschlag war diesmal nicht ganz optimal", meinte Feldwehr.

Ex-Europameisterin Dorothea Brandt musste dagegen zwei überraschende Niederlagen einstecken. Erst musste sich die Essenerin über 50 m Brust als Zweite der zehn Jahre jüngeren Laura Simon geschlagen geben, wenige Minuten später schlug sie auch über 50 m Schmetterling nur als Zweite an.

Zum Titel schwammen außerdem Laura Johanna Roas (Berlin/50 m Rücken), Carl Louis Schwarz (Potsdam/50 m Rücken) und Jonas Bergmann/Osnabrück/50 m Schmetterling). Der 37-jährige Stev Theloke, zweifacher Olympia-Dritte von 2000, scheiterte dagegen als 15. über 50 m Rücken am Ziel Finaleinzug.

Zur Halbzeit der DM haben bereits 15 Schwimmer die Vor- und Endlaufnormzeiten für einen Start bei der Weltmeisterschaft Anfang August erfüllt. "Im Moment macht es richtig Spaß. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, den Aufschwung in Medaillen umzurechnen", sagte Lambertz.

Die Schwimmer müssen aber in den kommenden Wochen bei einem weiteren Wettkampf ihrer Wahl einen erneuten Leistungsnachweis erbringen und bei den German Open in Essen Anfang Juli an den Start gehen. Erst dann ist ihnen das WM-Ticket sicher.

(sid)
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