DSV-Präsidentin hört auf Thiel macht Weg für Neuanfang frei

Nach fast 16 Jahren endet die Ära von Christa Thiel als Präsidentin des kriselnden Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV). Die 62-Jährige wird beim Verbandstag im November in Leipzig auf eine Kandidatur verzichten und damit den Weg für einen Neuanfang nach dem erneuten Olympia-Debakel in Rio de Janeiro frei machen.

 Christa Thiel hört als Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes auf.

Christa Thiel hört als Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes auf.

Foto: dpa, ebe sup

"Ich kandidiere nicht mehr. 16 Jahre sind eine lange Zeit, irgendwann muss mal Schluss sein", sagte Thiel am Mittwoch am Rande des Kurzbahn-Weltcups in Berlin und betonte, dass sie nicht im Streit von der Spitze trete: "Es ist nicht so, dass ich im DSV zur Persona non grata erklärt wurde."

Für ihre Nachfolge haben Gabi Dörries, bislang Vorsitzende der Fachsparte Schwimmen, und am Mittwoch auch DSV-Vizepräsident Vico Kohlat ihre Kandidaturen angekündigt. Thiel habe damals "in einer schwierigen Situation übernommen, als der Laden fast insolvent war. Sie hat das sehr gut gemacht", sagte Dörries dem SID. Kohlat kündigte an, bei seiner Kandidatur "möglichst viele Ex-Stars mit ins Boot" holen zu wollen.

Weltrekordler Paul Biedermann sprach sich jedoch bereits für Dörries aus. "Sie unterstütze ich auf jeden Fall", sagte der 30-Jährige, der nach seinen zwei sechsten Plätzen bei Olympia in Rio de Janeiro vom Leistungssport zurückgetreten war: "Es muss Veränderungen im DSV geben, am Besten von oben herab."

Die hatten auch andere Ex-Stars gefordert, nachdem der DSV in Rio wie schon vier Jahre zuvor in London nur eine Medaille gewonnen hatte. Es sei Zeit, "einen massiven Kurswechsel einzuläuten", forderte Ex-Weltmeisterin Franziska van Almsick. Freiwasser-Rekordweltmeister Thomas Lurz griff Thiel direkt an: "Sie repräsentiert den DSV international gut. Aber im Marketing liegt so viel brach, das ist eine Katastrophe."

Thiel war im März 2001 zur 19. Präsidentin des Verbandes gewählt worden. Bei ihrer letzten Wiederwahl hatte es für die Rechtsanwältin aus Wiesbaden mit nur 57,1 Prozent Ja-Stimmen einen Denkzettel gegeben.

Zwischen Thiel und Dörries könnte es in Zukunft eine Aufgabenteilung geben. Während Dörries sich auf die DSV-Aufgaben konzentriert, könnte die international gut vernetzte Thiel den Verband weiter international repräsentieren. Sie wurde im Mai als Vize-Präsidentin des europäischen Schwimm-Verbandes LEN bestätigt. Beim Weltverband FINA leitet Thiel den Vorsitz der Disziplinar-Kommission. "Ich werde mich nicht aufdrängen, aber wenn es gewünscht ist, werde ich mit Rat und Tat zur Seite stehen", sagte Thiel.

(sid)
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