Tischtennis Dimitrij Ovtcharov — am Limit

Düsseldorf · Das Leben von Dimitrij Ovtcharov war zuletzt sehr bewegt. Der derzeit beste deutsche Tischtennisspieler will sich aber nicht ausruhen und bei der am Dienstag beginnenden Europameisterschaft in Budapest angreifen.

Dimitrij Ovtcharov: Deutscher Tischtennis-Star mit ukrainischen Wurzeln
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Das ist Dimitrij Ovtcharov

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Foto: AP/Kin Cheung

Vor zwei Wochen steht Dimitrij Ovtcharov abgekämpft in der Saarbrücker Saarlandhalle. Mit müden Augen versucht der Tischtennis-Profi sein Ausscheiden im Achtelfinale beim World Cup zu erklären. Der 28-Jährige berichtet von anstrengenden, von emotionalen Wochen. Kurz vor den Olympischen Spielen im August ist er Vater geworden. Kurz vor dem World Cup starb seine Oma. Es wirkt so, als würde ihm eine Pause wirklich mal ganz guttun. Für Ovtcharov ist Ausruhen aber keine Option. Heute startet die Einzel-Europameisterschaft in Budapest, dort will er seinen Titel aus dem Vorjahr verteidigen.

Olympische Spiele, World Cup, jetzt EM. Innerhalb von zehn Wochen tritt Ovtcharov bei drei hochkarätigen Turnieren an. Dass der Akku bei diesem Pensum noch im vollgeladenen Zustand ist, darf bezweifelt werden. Jörg Roßkopf bezieht klar Stellung. "Heute ist es leider so, dass die Spieler von Turnier zu Turnier hetzen und vergessen, sich zu verbessern", sagt der Bundestrainer im Magazin "Tischtennis".

Ovtcharov schüttelt darüber den Kopf: "Eine Absage habe ich nie in Erwägung gezogen. Die Europameisterschaft ist das größte und wichtigste Turnier auf unserem Kontinent", sagt er. "Es ist eine Ehre, sein Land dort vertreten zu dürfen, und der Titel ist einer der größten, die es im Tischtennis überhaupt zu gewinnen gibt. Deswegen kann ich die Meinung von Rossi da überhaupt nicht teilen." Beide vertreten klare Positionen - und beide klingen plausibel.

Ein Blick auf die Ergebnisse lässt aber zumindest den Schluss zu, dass Roßkopf mit seinem Hinweis auf Überbelastung nicht ganz falsch liegt. Beim World Cup reichte es für Ovtcharov nur bis ins Achtelfinale. "Mein Ziel ist ein Platz auf dem Podium", hatte er vorher angekündigt, da sich die asiatischen Top-Spieler Ma Long (China) und Jun Mizutani (Japan) aufgrund der Strapazen eine Pause für das Turnier in Saarbrücken verordnet hatten. Bei Olympia in Rio de Janeiro gewann der in Kiew geborene Deutsche zwar mit dem Team Bronze, konnte im Einzel Platz drei von London 2012 aber nicht wiederholen.

Die Misserfolge sind für den Weltranglisten-Sechsten - und somit besten Europäer - aber kein Grund zu hadern. "Es ist alles möglich. Die Motivation ist groß. Ich habe Extra-Selbstvertrauen", sagt Ovtcharov mit Blick auf die EM. Als Erster der Setzliste geht er mit seinen deutschen Kollegen Timo Boll, Patrick Franziska, Steffen Mengel und Benedikt Duda in Budapest an den Start und will dort sein drittes EM-Einzel-Gold holen.

Mengel und Duda treten Dienstag und Mittwoch in der Qualifikation an. Die anderen drei starten am Donnerstag in die Runde der letzten 64.

(erer)
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