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Kolumne: Gegenpressing Zu viel Chlorwasser geschluckt

Die Würzburger Schwimmer haben ihren Titel regelgerecht gewonnen, gaben aber dennoch ein erbärmliches Bild ab. Sie boten das Lehrstück "So geht Fairplay nicht".

 RP-Sportchef Martin Beils.

RP-Sportchef Martin Beils.

Foto: RP

Auch diese Sportwoche hat wieder die üblichen Schurkereien zu Tage gefördert.

- Ein Holländer mit dem Künstlernamen "Danny" wurde wegen angeblicher Manipulation an drei Partien des FC St. Pauli festgenommen.

- Beckenbauer-Buddy Fedor Radmann räumt ein, es wäre besser gewesen, nicht beim Leben seiner sechs Kinder zu schwören, dass die WM 2006 nicht gekauft war. Statt von einem Bestechungs- spricht er von einem "Beruhigungsvertrag", mit dem er den Halunken Jack Warner beglückt habe. Sehr kreativ!

- Leichtathletik-Funktionär Helmut Digel stellt plötzlich fest, dass er vielleicht doch Zeuge von merkwürdigen Vorgängen im korrupten Weltverband gewesen sein könnte.

- Der Radsport bestätigt, dass eine Querfeldeinfahrerin ihr Rad mit einem eingebauten Motor frisiert hat. Wenigstens ist das gesünderes Doping als Tabletten schlucken, Drogen spritzen, Blut panschen.

- Und unsere Lieblingswintersportart Biathlon (regelmäßig mehr als vier Millionen TV-Zuschauer) meldet, dass die Ukrainerin Olga Abromawa ein im Sport verbotenes, für Herz-Kreislauf-Patienten gedachtes Medikament genommen hat.

So what! Wir haben uns an derlei Lug und Trug im großen Stil gewöhnt. Die immer neuen Enthüllungen und Wendungen bringen den geneigten Sportsfreund nicht mehr um den verdienten Nachtschlaf. Gewöhnt haben wir uns auch daran, dass im Profifußball für die meisten Akteure der Erfolg die Mittel heiligt. Arjen Robbens in Bochum fortgesetzte Flugschau regt nur noch kurzzeitig auf. Und dass er in der Rangliste der unbeliebtesten Münchner den Sportvorstand Matthias Sammer von der Spitze verdrängt hat, ist eine Momentaufnahme im überdrehten Business.

Überraschend ist jedoch die unschöne Geschichte, die uns aus der Essener Schwimmhalle erreichte. Dort kam es nach den Mannschaftsmeisterschaften zum Eklat. Vorjahressieger Potsdam verweigerte dem SV Würzburg 05 den selbstgebastelten Meistergürtel. Der Grund: Die Würzburger hatten für die Titelkämpfe eigens ein paar Athleten aus dem In- und Ausland aquiriert, die nicht zur Trainingsgemeinschaft gehören. Das ist regelgerecht, verstößt aber gegen den Geist des Fairplay und den Charakter solcher Wettbewerbe, die gern Familienfeste sind. Die Konkurrenz protestierte mit Pfiffen, Buhrufen, Plakaten ganz zu recht für "söldnerfreie" Meisterschaften. Die Würzburger, so steht zu vermuten, hatten wohl zu viel Chlorwasser geschluckt.

Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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