Olympia-Aus und Grozer Rücktritt Deutsche Volleyballer in Schockstarre

Berlin · Die deutschen Spieler sanken entgeistert auf den Hallenboden und streckten alle Viere von sich. Frust und Enttäuschung waren nach dem Olympia-Aus beim Qualifikations-Turnier in Berlin riesengroß, zudem kündigte Top-Star Georg Grozer nach dem 2:3-Krimi im entscheidenden Spiel um Platz drei gegen Weltmeister Polen das Ende seiner Nationalmannschafts-Karriere an.

Diese deutschen Teams in Ballsportarten sind dabei – oder nicht
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Foto: ap, AK

"Eigentlich wollte ich nach Olympia in Rio aufhören, doch das hat sich ja jetzt erledigt. Ich höre jetzt auf, zumindest für die nächsten ein, zwei Jahre", meinte Grozer. Der Zwei-Meter-Mann hat 150 Länderspiele auf dem Buckel und verdient mittlerweile sein Geld bei Samsung Bluefangs in Südkorea. Der Diagonalangreifer hatte auch gegen Polen eine starke Vorstellung geliefert, konnte das unglückliche Aus beim 2:3 (25:20, 22:25, 25:16, 26:28, 14:16) aber auch nicht verhindern.

"Wir warten mal ab. Das hat Georg in der ersten Emotion gesagt. Mal sehen, wie es in den nächsten Tagen aussieht", sagte Präsident Thomas Krohne vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) nach Grozers Ankündigung. Die sportliche Bilanz bereitete Krohne weitaus mehr Bauchschmerzen, zumal in der vergangenen Woche auch die Frauen das Olympia-Ticket beim Turnier in Ankara/Türkei verpasst hatten. "Beide Hallen-Teams sind bei Olympia nicht dabei. Das ist schon sehr bitter", sagte Krohne.

Dabei hatte es für die deutsche Mannschaft in Berlin lange Zeit gut ausgesehen. Das Team von Trainer Vital Heynen zeigte im Spiel um Platz drei gegen Polen über weite Strecken eine starke Leistung und sah nach 2:1-Satzführung und bei einem Matchball im vierten Durchgang schon wie der Sieger aus. Doch dann fehlten vor allem im Tiebreak Kraft und Konzentration, die Polen witterten ihre Chance und drehten die Partie. "Wir waren dran, knapper kann man nicht verlieren. Deshalb bin ich persönlich nicht so enttäuscht", meinte Bundestrainer Vital Heynen.

Auch Krohne hob die Qualität des Turniers in Berlin hervor, das stärker besetzt war als womöglich die Olympischen Spiele. "Hier waren der Olympiasieger, der Europameister und der Weltmeister. Da kann man schon mal Vierter werden", sagte der Verbandschef. Und auch Zuspieler Lukas Kampa ging mit sich und seiner Mannschaft nicht so hart ins Gericht: "Wenn man am Ende so knapp scheitert, kann man sich keine großen Vorwürfe machen."

Doch der vierte Platz beim Turnier in Berlin half am Ende nicht. Nur der Zweite und Dritte lösten ein Ticket für ein weiteres Ausscheidungsturnier im Mai/Juni in Japan. "Das war heute unser großes Endspiel. Wir waren bereit, doch es sollte nicht sein. Die Mannschaft hat es aber sehr lange Zeit gut gemacht", meinte Heynen.

Fraglich ist, wie es mit dem Belgier weitergeht. "Ich werde jetzt mal abschalten. Dann wird man sehen", sagte der 46-Jährige, der seit 2012 die deutsche Mannschaft betreut. "Er hat einen Vertrag bis zum Sommer, und den wird Vital auch einhalten. Mehr kann ich jetzt nicht sagen", meinte Krohne.

(ems/sid)
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