Fecht-WM Deutsche Fechter gehen am ersten Finaltag leer aus

Leipzig · Die deutschen Säbel-Herren um Europameister Max Hartung wurden ihrer Rolle als Mitfavoriten nicht gerecht, Florettfechterin Anne Sauer fehlte dagegen nur ein Sieg zur Überraschungsmedaille.

Das deutsche Aufgebot bei der Fecht-WM 2017
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Foto: dpa, pen wst

Die deutschen Fechter haben am ersten Entscheidungstag der Heim-WM in Leipzig das erhoffte Edelmetall verpasst und sind leer ausgegangen.

Doch statt den hoch gehandelten Säbelfechtern kam die Tauberbischofsheimerin Sauer einer Medaille am nächsten. Ungeachtet aller vergangenen Querelen am weltbekannten Fechtzentrum kämpfte sich die 26-Jährige ins Viertelfinale vor - erst dort war die spätere Bronzemedaillengewinnerin Ysaora Thibus (Frankreich) beim 8:15 zu stark.

"Das Fazit des Tages ist etwas zwiegespalten. Natürlich haben wir uns bei den Säbel-Herren etwas mehr erhofft, aber Anne hat einen hervorragenden Wettkampf abgeliefert und tolle Gefechte gezeigt", sagte Sportdirektor Sven Ressel.

Forsch und nervenstark präsentierte sich Sauer auf der Planche. Im Achtelfinale gelang ihr sogar das Kunststück, gegen die Südkoreanerin Jeon Hee-Sook einen 4:9-Rückstand noch aufzuholen. Eine Runde später war gegen Thibus allerdings Endstation, Gold holte sich die Olympiasiegerin und Titelverteidigerin Inna Deriglasowa aus Russland.

Dabei hatte es in den vergangenen Wochen und Monaten viele außersportliche Ablenkungen gegeben. Erst am Donnerstagabend endete ein monatelanger Rechtsstreit mit dem ehemaligen Bundestrainer der Florettfechterinnen. Andrea Magro hatte gegen seine Entlassung geklagt, allerdings vor dem Arbeitsgericht Heilbronn gegen den Verband und den FC Tauberbischofsheim verloren. Der Italiener war dennoch am Freitag als Zuschauer in Leipzig anwesend.

"Es ist schwer einzuschätzen, ob die Vorkommnisse noch eine Rolle gespielt haben, aber ich würde mal spekulieren, dass das bei der einen oder anderen Fechterin noch im Hinterkopf war", sagte Ressel: "Umso besser war der Auftritt von Anne."

Schon zuvor waren alle Medaillenhoffnungen von Hartung und seines Dormagener Vereinskollegen Matyas Szabo innerhalb von nur 33 Minuten beendet. Zunächst verlor Hartung im Achtelfinale gegen Andras Szatmari (Ungarn) 11:15, dann unterlag Szabo ebenfalls mit 11:15 dem Israeli Kostiantyn Voronov. Später holte Szatmari sogar den Titel.

Hätten beide deutschen Athleten ihre Achtelfinals gewonnen, wäre einem der beiden Vereinskollegen eine Medaille nicht mehr zu nehmen gewesen. In einem möglichen Viertelfinale wären dann beide gegeneinander um den Einzug ins Halbinale und die damit verbundene sichere Medaille angetreten.

"Wir haben uns zu viel vorgenommen und waren mit dem Kopf schon im Viertelfinale", sagte Szabo: "Das hat uns das Genick gebrochen." Benedikt Wagner und Richard Hübers waren in der zweiten Runde ausgeschieden. Auch die übrigen Florettfechterinnen verabschiedeten sich früh aus dem Turnier.

Im vergangenen Jahr waren die deutschen Fechter in Rio erstmals seit 36 Jahren ohne olympische Medaille geblieben und haben inzwischen einen Umbruch eingeleitet. Acht der 24 deutschen Starter sind erstmals bei einer WM am Start. Bei der letzten WM in Moskau 2015 hatten Hartung im Einzel und die Säbel-Herren jeweils Bronze gewonnen. Am Samstag geht es bei den Weltmeisterschaften in Leipzig um die Einzelmedaillen im Herrendegen und Damensäbel.

(sid)
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