WM in London Andersons Neun-Darter verzaubert die Darts-Fans

London · Die Darts-Fans mussten lange auf diesen Moment warten, Weltmeister Gary Anderson erlöste sie im WM-Halbfinale endlich. Der Schotte warf im dritten Leg des ersten Satzes einen Neun-Darter. Nicht nur die 3000 Fans im Ally Pally rasteten förmlich aus, auch die Fernsehzuschauer feierten das perfekte Spiel in den sozialen Netzwerken ausgiebig.

Gary Anderson – Schotte, Kaffeetrinker, Darts-Weltmeister
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Das ist Gary Anderson

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Foto: dpa, sd sam

Als Gary Anderson seine ersten drei Pfeile ins kleine, acht Millimeter große Triple-Feld der 20 oben in der Mitte des Dartboards wirft, halten die Zuschauer Schilder mit der Aufschrift "180" in die Höhe. Der Caller, der die Punktzahlen nach jeder Aufnahme von drei geworfenen Darts laut ansagt, brüllt die "180" langgezogen in sein Mikrofon. So weit, so gut.

Als Anderson dann erneut an der Reihe ist und mit seinem vierten Wurf wieder die Triple-20 trifft, jubeln die Zuschauer wieder. Fünfter Pfeil. Wieder drin. Wieder lauter Jubel. Auch der sechste Pfeil findet sein Ziel, und bei jedem Treffer, der Anderson näher an sehnlichst erhofften Neun-Darter bringt, wird der Jubel ein bisschen lauter. Die Fans im Alexandra Palace in London haben bei dieser WM noch kein perfektes Spiel zu sehen bekommen. Achtmal warfen die Spieler, darunter auch Anderson, acht perfekte Darts, um am Ende das Doppelfeld zu verpassen, mit dem ein Leg beendet werden muss.

Anderson steht zum dritten Mal in diesem Leg am Oche, wie die Abwurflinie beim Darts genannt wird. 141 Punkte hat er noch auf dem Konto. Der klassische Weg zum Leggewinn führt über die Triple-20, Triple-19 und Doppel-12. Anderson versucht es auf diesem Weg. Der erste Pfeil findet sein Ziel, die Menge grölt. Der zweite steckt in der Triple-19, die Spannung im Westflügel des Ally Pally ist selbst am Fernseher spürbar. Mit dem letzten Wurf tritt Anderson tatsächlich in die Doppel-12. Jetzt rasten die Fans in der Halle aus, auch Andersons Gegner Jelle Klaasen aus den Niederlanden gratuliert dem Weltmeister zum perfekten Leg. Die TV-Moderatoren Elmar Paulke und Tomas Seyler übertreffen sich gegenseitig mit Superlativen.

Und auch die Zuschauer zu Hause feiern den Neun-Darter des Weltmeisters, der das Halbfinale am Ende deutlich mit 6:0 gewinnt und am Sonntag gegen Adrian Lewis um den Titel kämpft, überschwänglich. Bei Twitter springt das Hashtag #daistdasding, initiiert von Sport1, zwischenzeitlich auf Platz eins der Trends in Deutschland.

"Während des Neun-Darters dachte ich mir: 'Diesmal verpasst du ihn nicht'", sagte Anderson, der 15.000 Pfund (rund 20.000 Euro) zusätzlich kassiert. Zudem spendet der WM-Hauptsponsor für jeden Neun-Darter 9000 Pfund (rund 12.000 Euro) an ein Kinderkrankenhaus in Stoke.

Doch wieso rasten alle bei einem Neun-Darter so aus? Ganz einfach: Weil das perfekte Spiel sehr selten ist. Den letzten Neun-Darter bei einer WM warf Lewis im vergangenen Jahr. Seitdem gab es im Mekka des Darts-Sport keinen Spieler, der die 501 Punkte mit der geringsten Zahl an Würfen auscheckte. Vergleiche mit anderen Sportarten sind schwierig. Ein Triple-Double im Basketball (zweistellige Zahl in drei der fünf Kategrorien an Punkten, Rebounds, Assists, Blocks, Steals) kommt schon einmal öfter vor. An die Fünf-Tore-Gala von Robert Lewandowski im Spiel der Bayern gegen den VfL Wolfsburg dagegen ragt ein Neun-Darter nicht heran.

Es sind genau diese Momente, die die Darts-WM in London zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung machen. Auch in Deutschland sind die Andersons, Lewis', Phil Taylors, Michael van Gerwens und Raymond van Barnevelds beliebt, zum Halbfinale am Samstag schalteten in der Spitze 1,01 Millionen Zuschauer ein. Damit knackte Sport1 nach dem Finale im vergangenen Jahr erst zum zweiten Mal überhaupt die Millionen-Marke.

Das Finale am Sonntag werden sicher noch ein paar mehr Menschen im Fernsehen verfolgen. Auch, weil sie auf den nächsten Neun-Darter warten. Und es ist nicht auszuschließen, dass Anderson oder Lewis das perfekte Spiel zeigen werden. Game on!

(seeg)
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