Der Käpt'n heult, der Trainer geht Australischer Kricket-Skandal wird zum Drama

Sydney/Köln · Der Manipulations-Skandal um Australiens Kricket-Helden wird zum nationalen Drama. Erst bat Kapitän Steve Smith tränenreich um Verzeihung, dann schmiss Nationalcoach Darren Lehmann hin.

 Steve Smith, ehemaliger Nationalspieler der australischen Kricket-Mannschaft, weint während einer Pressekonferenz, die er am Flughafen von Sydney nach seiner Ankunft gibt.

Steve Smith, ehemaliger Nationalspieler der australischen Kricket-Mannschaft, weint während einer Pressekonferenz, die er am Flughafen von Sydney nach seiner Ankunft gibt.

Foto: dpa, tm mb nwi

Gefallene Helden, viele Tränen bei den vermeintlichen "Gentlemen" und eine Sportnation unter Schock: Der australische Kricket-Skandal um eine dreiste Ball-Manipulation sorgt "down under" für ein Beben sondergleichen. Zunächst bat Nationalmannschafts-Kapitän Steve Smith am Donnerstag in einer rührseligen und live im TV übertragenen Pressekonferenz um Verzeihung, wenig später verkündete Nationalcoach Darren Lehmann überraschend seinen Rücktritt.

"Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich habe einen schweren Fehler begangen und kann die Konsequenzen verstehen", sagte der 28-jährige Smith, der vor laufenden Kameras die Fassung verlor: "Es tut mir leid. Ich bin am Boden zerstört." Trainer Lehmann (48), der von jeder aktiven Beteiligung an der Manipulation freigesprochen worden war, teilte daraufhin mit, dass er nach der laufende Serie von Tests gegen Südafrika seinen Posten räumen werde.

"Mich von den Spielern zu verabschieden, war das härteste, was ich je gemacht habe. Aber nachdem ich die Medienauftritte heute gesehen habe, denke ich, dass sich Australiens Kricket vorwärts bewegen muss und dies der richtige Schritt ist", sagte Lehmann, der noch bis mindestens 2019 Chefcoach bleiben sollte: "Ich habe mit Steve gefühlt, als ich ihn vor den Medienvertretern weinen sah."

Die Australier waren bei einem Länderspiel in Südafrika dabei erwischt worden, wie sie illegal den Ball manipulierten. Dies war in der Kricket-Hochburg Australien fast zur Staatsaffäre geworden. Kapitän Smith und Vizekapitän David Warner waren dabei federführend. Mitspieler Cameron Bancroft wurde von den beiden angestiftet, die Oberfläche des Spielballs mit einem gelben Klebeband zu bearbeiten und zugunsten des Werfers die Flugeigenschaften zu verändern.

Auch Warner gestand am Donnerstag seine Schuld ein. "Ich bitte für meinen Anteil um Entschuldigung und übernehme die Verantwortung", sagte er.

Smith und Warner drohen Millionen-Verluste

Für die Kricket-Volkshelden Smith und Warner hat die Affäre höchst unangenehme Folgen. Warner und Smith wurden von der diesjährigen indischen Premier League ausgeschlossen, wo sie bei den Sunrisers Hyderabad bzw. den Rajasthan Royals unter Vertrag stehen. Damit entgehen ihnen jeweils rund zwei Millionen Dollar. Warner hatte zudem lukrative Sponsorendeals mit dem Sportartikel-Hersteller ASICS und dem Elektronik-Konzern LG verloren.

Unterdessen zieht der Weltverband ICC strengere Strafen für Betrug im "Gentleman's Sport" Kricket in Betracht. "Jedes Team will gewinnen, aber Spieler dürfen dabei keine zweifelhaften Methoden anwenden. Dies widerspricht dem Geist unseres Spiels", sagte ICC-Präsident Shashank Manohar der Times of India.

Laut Manohar soll eine Gruppe ehemaliger Kricket-Größen zusammengestellt werden, die neue Maßnahmen und Sanktionen im Hinblick auf Manipulation entwickeln soll. "Die Strafe muss derart beschaffen sein, dass sie alle Spieler davon abhält, sich künftig an Missetaten zu beteiligen", sagte Manohar.

(sid)
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