Darts-WM in London 16. Titel — Taylor zurück auf dem Thron

London · Der König hat seine Krone wieder: Phil Taylor hat bei der Darts-WM in London nach zwei Jahren Durststrecke seinen 16. Titel geholt. In einem hochklassigen und spannenden Finale besiegte "The Power" seinen 29 Jahre jüngeren Herausforderer Michael van Gerwen 7:4 – und kündigte an, im nächsten Jahr wiederzukommen.

Darts-WM 2012/13: Taylor holt 16. Titel
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Foto: afp, LEON NEAL

Der König hat seine Krone wieder: Phil Taylor hat bei der Darts-WM in London nach zwei Jahren Durststrecke seinen 16. Titel geholt. In einem hochklassigen und spannenden Finale besiegte "The Power" seinen 29 Jahre jüngeren Herausforderer Michael van Gerwen 7:4 — und kündigte an, im nächsten Jahr wiederzukommen.

Am Ende standen sogar "The Power" Tränen in den Augen. Als Phil Taylor zum 16. Mal den WM-Pokal überreicht bekam und sich bei seiner Familie für die Unterstützung in den vergangenen Tagen und Wochen bedankte, schluckte der 52-Jährige einen dicken Klos herunter und verdrückte ein paar Freudentränen. "Ich bin der stolzeste Mann der Welt. Ich danke meiner Familie", sagte Taylor nach einem packenden, spannenden und einzigartigen Finale gegen seinen niederländischen Herausforderer Michael van Gerwen.

Hochklassig von Beginn an

Dieser hatte im Turnierverlauf bewiesen, dass er ein würdiger Finalist ist. Und so startete der Youngster auch in das Match gegen den besten Dartsspieler aller Zeiten. Mit einem 140er Finish beendete van Gerwen den ersten Satz, nachdem Taylor zuvor ein 170er Finish hinlegte und den Alexandra Palace zum Beben brachte. Doch van Gerwen ließ sich davon nicht beeindrucken und spielte Taylor zu Beginn des Matches an die Wand. Nachdem der Rekord-Weltmeister, der vor der diesjährigen WM zwei Jahre in Serie leer ausgegangen war, auch den zweiten Satz verlor, kaute er auf seinen Darts herum — ein Zeichen, dass es nicht läuft. Denn immer, wenn Taylor in Bedrängnis gerät, beißt er auf seine Flights.

Doch Taylor wäre nicht Taylor, wenn er nicht zurückschlagen würde. Der Brite gewann die Sätze drei und vier und feierte nach dem Ausgleich ausgelassen vor dem frenetischen Publikum. Emotionen, mit denen Taylor seinem Gegner zeigen wollte, dass er nicht so einfach im Vorbeigehen Weltmeister wird. Doch auch der Niederländer bewahrte seine Konzentration und ging mit 4:2 in Sätzen in Führung — damit fehlten dem Shooting-Star, den TV-Experte Roland Scholten im Interview mit unserer Redaktion vor der WM zum Favoriten erklärt hatte, nur noch drei Durchgänge für seinen ersten WM-Titel.

Taylor findet zu perfektem Spiel

Dann aber verlor van Gerwen plötzlich den Faden, traf keine Doppelfelder mehr und geriet immer mehr unter Druck. Taylor dagegen fand zu seinem perfekten Spiel und holte auch dank der Unterstützung des Publikums, das immer wieder den bekannten Schlager "Walking in a Taylor Wonderland" durch die ausverkaufte Halle schmetterte, Satz für Satz auf. "Urplötzlich landeten die Pfeile auf der richtigen Seite des Drahtes und das Publikum stand hinter mir", sagte Taylor nach dem Match.

Van Gerwen leistete sich Fehler, die er zu Beginn des Spiels und im gesamten Turnierverlauf nicht gemacht hatte. Die Körpersprache des Herausforderers ließ erahnen, dass er das Spiel gegen einen nun überragenden Taylor aufgegeben hat. Mit einem Zwölf-Dart-Finish und einem Wurf in die Doppel-16 beendete Taylor das Duell und sicherte sich einen weiteren Titel in seiner unglaublichen Sammlung. Als Prämie gab es 200.000 Pfund (245.000 Euro) für Taylor, van Gerwen erhielt die Hälfte. Doch Geld spielt für den Briten, der 25 Häuser besitzt und durch den Dartssport Multi-Millionär geworden ist, keine Rolle, vielmehr geht es ihm um Titel und Prestige. Das Idol des Dartsports, hatte 1990, 1992, 1995 bis 2002, 2004 bis 2006, 2009 und 2010 bereits die WM gewonnen.

Lob für den Geschlagenen

Anders als im Halbfinale gegen seinen Erzfeind Raymond van Barneveld, in dem es nach dem Match einen Disput und eine kleine Schubserei auf der Bühne gab, endete das Finale versöhnlich. Taylor hatte sogar lobende Worte für seinen unterlegenen Gegner übrig. "Michael ist einer der besten Spieler, die ich je gesehen habe", sagte der Champion. Und Taylor kündigte gleichzeitig an, dass dies nicht das Ende seiner Karriere gewesen ist. "Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte. Aber ich komme zurück, um den Titel zu verteidigen", sagte "The Power". Einen Tag vor dem Finale hatte Taylor erklärt, dass das Match gegen van Gerwen womöglich das letzte seiner Karriere sein wird.

Doch auch im kommenden Jahr erlebt der Alexandra Palace in der englischen Hauptstadt den größten Sohn der Darts-Geschichte. Und auch dann dürfen die Fans wieder bierselig ihr Lieblingslied anstimmen: "There is only one Phil Taylor, one Phil Taylor. Walking along, singing this song, walking in a Taylor Wonderland..."

(seeg)
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