Savchenko läuft mit Massot Die Eiskönigin in neuen Händen

Düsseldorf · Aljona Savchenko betritt die WM-Bühne in Boston mit dem Franzosen Bruno Massot. Es ist das zweite große Turnier für das Paar, das bei den Eiskunstlauf-Europameisterschaften Ende Januar Silber gewann. Der Optimismus ist groß.

Aljona Savchenko und Bruno Massot: Eiskukunstlauf-Traumpaar und Olympiasieger
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Das sind Aljona Savchenko und Bruno Massot

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Bruno Massot hat Tränen in den Augen. Aljona Savchenko muss ihn trösten. Das Eiskunstlaufpaar hat bei den Europameisterschaften im slowakischen Bratislava gerade Silber gewonnen, ist aber nicht ohne Fehler geblieben. Der 27-Jährige patzt unter anderem bei einer Hebung. Das ärgert ihn. Massot, der sich während der Kür zum Titel "Sometimes" von Wax Tailor nichts anmerken ließ und über das ganze Gesicht strahlte, hat hohe Ansprüche an sich. Immerhin arbeitet er mit der deutschen Eiskönigin, einer Weltklasse-Paarläuferin, zusammen. Und die 32-Jährige ist besonders kritisch.

"Es war hart heute, ich bin schon um vier Uhr aufgestanden, weil wir sehr früh trainieren mussten. Das ist für unsere doch gefährliche Disziplin nicht gut", sagt Savchenko nach der Kür. Sie sucht nach Gründen für die Wackler, obwohl jetzt eigentlich die Zeit für Freude wäre.

Das war Ende Januar. Savchenko und Massot, die deutschen Paarlauf-Meister, die seit dieser Saison für Deutschland startberechtigt sind, gaben in Bratislava ihr Debüt auf der großen Eisbühne. Mit Robin Szolkowy, der 2014 zurücktrat, hatte Savchenko zuvor viele Erfolge gefeiert. Sie wollte nach fünf WM-, vier EM-Titeln und zweimal Olympia-Bronze aber nicht aufhören. Jetzt kämpft Savchenko, die sich auch von Trainer Ingo Steuer trennte, mit ihrem neuen Partner auf dem Eis um Medaillen, während es der 36-jährige Szolkowy mittlerweile als Trainer probiert: Der junge Coach erreichte mit dem russischen Duo Jewgenija Tarasowa und Wladimir Morosow EM-Platz drei.

Savchenko läuft erstes Programm mit Massot
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Savchenko läuft erstes Programm mit Massot

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Doch der Höhepunkt des Jahres steht noch bevor: Das deutsch-französische Duo schielt bei der WM in Boston, die heute beginnt, auf einen Platz auf dem Treppchen. Am Freitag ist das Kurzprogramm der Paare dran, Samstag die Kür. Offiziell ist ein Platz unter den besten sechs das Ziel. Doch wer bei der EM gesehen hat, wie akribisch die beiden mit Coach Alexander König daran arbeiten, sich peu à peu zu verbessern, der weiß: Savchenko und der fünf Jahre jüngere Massot wollen mehr. Viel mehr. "Ja klar, das Ziel bei der WM ist eine Medaille. Das ist kein Scherz", sagt die 32-Jährige.

"Man muss nicht zehn Jahre zusammen laufen, damit was zusammenwächst", betont die gebürtige Ukrainerin: "Es liegt am Typ, wie er mit der Situation umgeht." Massot, der mit viel Kraft ausgestattet ist, steigert sich seit Monaten von Training zu Training, um der Weltklasse-Athletin Savchenko gewachsen zu sein. Auch wenn der Franzose mit seinem Auftritt bei der EM nicht gänzlich zufrieden war: Verkrampft wirkte er nicht, obwohl die Last der Nachfolge von Robin Szolkowy riesengroß sein dürfte. Massot, der die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat, um auch bei Olympia für Deutschland startberechtigt zu sein, gibt sich selbstbewusst.

In der Multifunktionshalle TD Garden in Boston ist die Konkurrenz allerdings weitaus stärker als in Bratislava. Ein weiterer Platz auf dem Podest binnen zwei Monaten wäre für die Wahl-Oberstdorfer eine Überraschung. Die Favoriten auf dem Eis sind in der US-Ostküstenmetropole andere: die Titelverteidiger Meagan Duhamel/Eric Radford aus Kanada, die russischen Grand-Prix-Gewinner Ksenia Stolbowa/Fedor Klimow und die chinesischen Vize-Weltmeister Sui Wenjing/Han Cong beispielsweise. Hoch gehandelt werden auch die Olympiasieger Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow aus Russland, die schon bei der EM mit einer fast makellosen Darbietung die Nase vorne hatten.

Wegen der Zeitumstellung reiste die deutsche Mannschaft eine Woche früher an. "Mit dem Jetlag sind wir durch", sagt Savchenko. Seit den Wacklern im Januar hat das Paar fleißig gearbeitet. "Urlaub war nicht drin, wir haben einiges umgestellt", erklärt Massot. Ostern feierte das Duo ohne Schokolade. "Süßigkeiten gibt es erst nach erfolgreicher Mission", sagt der 27-Jährige vor dem WM-Debüt des Paares.

Savchenko und Massot sind die einzigen Athleten im deutschen Kader, die sich - wenn nichts mehr wackelt - Medaillenchancen ausrechnen können. Bei den übrigen Deutschen kann man nicht mit Platzierungen in den Top 10 rechnen. Peter Liebers, der Olympia-Achte von Sotschi, fehlt in Boston im Einzel, da er im Februar an der Hüfte operiert wurde. Die Siebtplatzierte der EM, Nathalie Weinzierl, ist von einer Angina genesen und geht ihre zweite WM selbstbewusst an. Ihr wird zugetraut, unter die besten zwölf zu laufen.

(RP)
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