Analyse Zufrieden mit Weil, zufrieden mit der SPD

Hannover · Was steckt hinter den Zahlen aus Niedersachsen? Die Forschungsgruppe Wahlen erklärt das Ergebnis. Ihr Fazit: Ein starker Kandidat mit einer Partei im Rücken, der die Bürger viel zutrauen, gewinnt. Die Bundeskanzlerin entwickelt weniger Zugkraft für die CDU als etwa in Nordrhein-Westfalen.

Dass die CDU nach der dritten verlustreichen Niedersachsen-Wahl in Folge auf ihr schwächstes Ergebnis seit den 1950er Jahren rutscht, hat bei einer klar landespolitisch geprägten Wahl personelle, inhaltliche und imagebezogene Gründe. Vor allem treffen die Christdemokraten neben der FDP und der AfD auf eine starke SPD, die mit Sachkompetenz, guter Regierungsarbeit, hoher Reputation und einem angesehenen Regierungschef in der Mitte punktet.

Die Personen Repräsentant dieser Integrationsfähigkeit ist Stephan Weil (SPD). Neben einer ordentlichen Leistungsbilanz - 67 Prozent sprechen von guter Arbeit - überzeugt der Ministerpräsident mit einem sehr guten Imagewert von 2,0 auf der Skala von plus fünf bis minus fünf. Herausforderer Bernd Althusmann (CDU) wird mit 0,8 so schwach bewertet wie kein niedersächsischer CDU-Spitzenkandidat zuvor. Letztendlich wollen 50 Prozent Weil und nur 32 Prozent Althusmann als Regierungschef.

Bund und Land Erheblich besser als Althusmann wird Angela Merkel bewertet (1,8). Dennoch entwickelt die Kanzlerin weniger Zugkraft als etwa in NRW. In Niedersachsen war die Landespolitik für 62 Prozent wichtiger. Dabei kämpft die CDU neben mäßigen Noten für ihre Oppositionsleistung mit Reputationseinbußen als Landespartei (1,3; 2013: 1,7), wogegen die Niedersachsen-SPD Rekordniveau erreicht (2,0; 2013: 1,5).

Die Parteien Ein Grund für das SPD-Imageplus ist viel Zufriedenheit mit der Regierungsarbeit, wobei koalitionsintern ein klares Gefälle besteht: Konträr zur SPD wird die Arbeit der Grünen eher kritisch gesehen. Hinzu kommen leichte Imageverluste der Grünen. Die FDP überzeugt ebenfalls nur bedingt, kann sich aber beim Ansehen rehabilitieren (0,7; 2013: minus 1,0). Einen miserablen Ruf hat in Niedersachsen die AfD (minus 3,9), der jetzt auch wichtige Mobilisierungsthemen fehlen - der Bund bietet in dieser Übergangssituation wenig Angriffsfläche, und vor Ort wird die Flüchtlingssituation entspannt gesehen: Für 77 Prozent kann das Land die vielen Flüchtlinge verkraften.

Die Themen Beim für die Bürger eindeutig wichtigsten Thema, Bildung und Schule, wird der SPD (37 Prozent) weiter mehr zugetraut als der CDU (29). Zwar gilt die CDU verkehrspolitisch und bei der Sicherheit als führend, hat aber in einem Land, dessen wirtschaftliche Verfassung wesentlich besser als 2013 bewertet wird, in den Bereichen Wirtschaft, Jobs oder Zukunft ihren teils hohen Vorsprung eingebüßt.

Die Wählergruppen Ihre besten Ergebnisse erzielen CDU und SPD mit 39 beziehungsweise 42 Prozent in der Generation 60 plus. Die CDU hat hier leichte Verluste, die SPD legt um acht Punkte zu. Die FDP bricht bei den ab 60-Jährigen ein. Bei den unter 30-Jährigen punkten mit zwölf beziehungsweise sieben Prozent besonders Grüne und Linke, die AfD ist hier und bei den ab 60-Jährigen eher schwach. Bei Arbeitern, Angestellten und Beamten wird die SPD klar stärkste Partei und kehrt mit 49 Prozent unter Gewerkschaftsmitgliedern fast zu alter Stärke zurück. CDU und FDP wiederum sind unter Selbstständigen besonders erfolgreich.

Fazit Die SPD hat gezeigt, dass sie auf Landesebene mit Kompetenzen und einem starken Kandidaten Wahlen gewinnen kann.

(RP)
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