Persönlich Wolfgang Gedeon . . . wird für die AfD zum Problem

Es gibt Menschen, die fallen von einem politischen Extrem ins Gegenteil. Zu dieser Spezies gehört Wolfgang Gedeon. In seiner Studentenzeit wandte sich der katholisch erzogene Oberpfälzer von der Kirche ab, las Karl Marx und bekannte sich zum Kommunismus. Diesen Weg beschritten Ende der 60er Jahre viele junge Leute, die heute zum Establishment der Republik gehören - und von AfD-Anhängern meist als Alt-68er bekämpft werden.

Gedeon hingegen, der sein Medizinstudium beendete und sich als Allgemeinmediziner in Gelsenkirchen niederließ, wandte sich Ende der 70er Jahre wieder vom Kommunismus ab. Viele Jahre blieb er politisch heimatlos, bis er 2013 in die AfD eintrat. Er zählt zum rechten Flügel seiner Partei, die ihn nun am liebsten loswerden würde. Auch sein Rauswurf aus der AfD-Landtagsfraktion steht an. Die 23 Abgeordneten werden am Dienstag darüber abstimmen.

Mehrfach fiel Gedeon mit antisemitischen Äußerungen auf. Den Holocaust hatte er als "gewisse Schandtaten" verharmlost. Holocaust-Leugner bezeichnete er als "Dissidenten" und setzte sie mit politisch Verfolgten in autoritären Regimes gleich.

Die AfD will solche Äußerungen in den eigenen Reihen nicht tolerieren und fürchtet, ins Visier der Ermittlungsbehörden zu gelangen. "Es ist praktisch sicher, dass wir, wenn wir hier nicht handeln, künftig unter die Beobachtung des Verfassungsschutzes gestellt würden", sagte Baden-Württembergs AfD-Fraktionschef Jörg Meuthen. Zugleich drohte er damit, sein Fraktionsamt aufzugeben, sollten ihm die Landtagsabgeordneten in dieser Frage nicht folgen. Damit gilt der Rauswurf Gedeons aus der Fraktion als relativ sicher.

Ob er auch die Partei verlassen muss, ist noch offen. Am Samstag entschied der Parteivorstand, Ordnungsmaßnahmen bis hin zu einem Parteiausschluss zu prüfen. Entsprechende Forderungen waren auch von der Bundes-AfD an den Landesverband herangetragen worden.

(RP)
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