Wo ein Wille ist . . .

Von Ägypten nach Italien übers Mittelmeer ist es sehr, sehr weit. Wer diese Reise in einem kleinen Boot antritt, muss sehr, sehr verzweifelt sein. Wieder sind Hunderte Flüchtlinge ertrunken, so wie viele Tausende vor ihnen. Aber auch ihr Tod wird weitere Hunderttausende nicht hindern, das Wagnis einzugehen. Sie warten, etwa in Libyen, auf ihre Chance, die einzige, die sie haben, und sie werden kommen.

Europa führt das jüngste Drama vor Augen, dass es wahr ist: Wenn man Wege versperrt, findet der Wille von Menschen, die nichts zu verlieren haben, andere. Nach Griechenland wird Italien zum Fluchtpunkt Nummer eins werden. Das Abkommen mit der Türkei hat das Problem nicht gelöst, nur verlagert. Aber lässt sich überhaupt ein Problem lösen, dessen Ursache im Kollaps ganzer Staaten wurzelt? Wohl kaum. Doch Europa kommt nicht umhin, mehr zu tun, viel mehr als bisher. Mag sein, dass Aufnahmeeinrichtungen in Afrika, wo Flüchtlinge Asylanträge stellen können, ohne übers Meer zu müssen, nur einen kleinen Schritt darstellen. Aber man wird ihn gehen müssen. Auch hier gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

(RP)
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