Persönlich Werner Mauss . . . bleibt Haft wohl erspart

Das Leben des Ex-Geheimagenten Werner Mauss bietet Stoff für Spionage-Thriller - eine Fernsehdoku über den 77-Jährigen gibt es schon. Jetzt ist das jüngste Kapitel seiner Biografie vorläufig geschlossen worden, und das ist wenig heldenhaft. In einem Prozess drohten Mauss bis zu sechs Jahre Haft, weil er nach der Jahrtausendwende Zinseinnahmen von rund 35 Millionen Euro nicht versteuert hatte. Der Richter des Bochumer Landgerichts verurteilte ihn gestern nur zu zwei Jahren auf Bewährung und einer Zahlung von 200.000 Euro. Die Begründung des Richters: Man müsse die "Lebensleistung" des Angeklagten und dessen Kampf gegen das Verbrechen berücksichtigen. Ins Gewicht fiel auch, dass Mauss das Geld bereits nachgezahlt hatte. Die Staatsanwaltschaft prüft eine Revision des Urteils.

Mauss soll Jahrzehnte im Ausland für Polizeibehörden und den Bundesnachrichtendienst tätig gewesen sein. Als sicher gilt, dass er in Kolumbien war und dort Geiseln deutscher Unternehmen befreit hat - vermutlich durch Übermittlung von Lösegeld. Seine Arbeit soll sich auch gegen Terroristen und Drogenkartelle gerichtet haben. Oft werden Mauss die Verhaftung des RAF-Terroristen Rolf Pohle und die Rettung des 1975 geraubten Kölner Domschatzes zugerechnet. Auf seiner Internetseite gibt der 77-Jährige an, an der Festnahme von rund 2000 Kriminellen und der Zerschlagung von mehr als 100 kriminellen Gruppierungen beteiligt gewesen zu sein. Eine Waffe habe er dabei nur ein Mal eingesetzt. Seit 2000 widme er sich der Arbeit für Menschenrechtsorganisationen und Geiselbefreiungen, etwa für Hilfsorganisationen, so Mauss.

Wären seine Daten nicht auf einer Steuer-CD gefunden worden, die das Land NRW angekauft hatte, wäre Mauss vielleicht als Robin Hood in Erinnerung geblieben. So wirkt der geheimnisvolle Agent des Guten dann doch wieder sehr gewöhnlich.

Oliver Burwig

(RP)
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