Kopenhagen Werbekampagnen befeuern dänischen Baby-Boom

Kopenhagen · In diesem Sommer dürften deutlich mehr Kinderwagen durch Dänemark rollen. Das kleine Land erwartet mehr Geburten als im vergangenen Jahr. Verantwortlich dafür sollen mehrere Werbekampagnen sein. Den Stein ins Rollen brachte schon 2014 die Reiseagentur Spies Travel. In erotischen Werbefilmen und auf Plakaten sieht man attraktive Männer und Frauen um die Dreißig in Urlaubssituationen. Mit dem Spruch: "Tu es für Dänemark!", sollten die Dänen motiviert werden, im Urlaub Kinder zu zeugen.

Vor gut neun Monaten kam dann eine neue Kampagne. Diesmal zielte sie auf die gerade unter kinderlosen Männern und Frauen verbreiteten Schuldgefühle gegenüber ihren Eltern. "Tu es für Mutti!", wird für Enkel-Nachwuchs geworben. Das Video wurde rund acht Millionen Mal angeschaut. In Dänemark wohnen nur knapp 5,7 Millionen Menschen. Kurz darauf sprangen auch dänische Kommunen auf den Zug auf. Die Hauptstadt Kopenhagen setzte auf eine Angstkampagne bei kinderlosen Dänen im mittleren Alter. Unter dem Slogan "Fruchtbarkeit hält nicht für immer", wurden etwa Spermien gezeigt mit der gemeinen Frage: "Schwimmen sie nicht schon etwas zu langsam?" An Frauen gerichtet heißt es: "Hast du heute schon deine Eier gezählt?" Es wird erklärt, dass jede Frau in ihrem Leben nur eine begrenzte Anzahl davon hat. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk schloss sich spontan an und sendete das Satireprogramm "F... für Dänemark!"

Auch im Sexualkunde-Unterricht an den dänischen Schulen hat ein Umdenken stattgefunden. Dort lag der Fokus lange vor allem auf der Verhütung. Kinderkriegen sei gefährlich und eine Armutsfalle, so der Unterton, der einst vor allem Schwangerschaften von Jugendlichen verhindern sollte. Die gibt es in Dänemark aber kaum noch. Nun wird im Unterricht die Perspektive, schon mit Anfang oder Mitte 20 Kinder zu bekommen, wieder in ein besseres Licht gerückt.

(RP)
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