Brüssel/Berlin Weitere Festnahme in Brüssel

Brüssel/Berlin · In Belgien sitzen nun sechs Verdächtige der Pariser Attentate in Haft. NRW ist Hochburg der Islamisten.

Die belgischen Ermittler haben einen weiteren Terrorverdächtigen gefasst. Die Person wurde bereits am Donnerstag in Brüssel festgenommen. Ihr wird Beteiligung an Terror-Anschlägen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft gestern mitteilte. Die Ermittler gaben keine Details und auch keinen Namen bekannt. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Belga handelt es sich um einen Mann, der im Zuge der Ermittlungen zu den islamistischen Anschlägen von Paris festgenommen wurde - es wäre der sechste Verdächtige in Belgien, der derzeit festgehalten wird.

Zwei Personen kamen derweil wieder auf freien Fuß. Laut Belga handelt es sich um den Vater des Festgenommenen und seinen Bruder. Die Polizei hatte sie bei einer Hausdurchsuchung im ostbelgischen Verviers festgenommen.

Wegen einer möglichen Waffenlieferung in die französische Hauptstadt ermitteln inzwischen auch deutsche Behörden. "Ein 24 Jahre alter Mann steht im Verdacht, vier Sturmgewehre an eine Pariser Lieferadresse geschickt zu haben", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Bezüge zu den Anschlägen in Paris würden geprüft. Die "Bild"-Zeitung hatte berichtet, französische Ermittler gingen davon aus, dass die Waffen bei den Attentaten verwendet wurden. Dem "Spiegel" zufolge ist allerdings noch unklar, ob der Verkauf der Sturmgewehre tatsächlich abgeschlossen wurde und ob die Waffen in Paris auch wirklich eingesetzt wurden. Der Beschuldigte sitzt in Untersuchungshaft in Stuttgart.

Drei Terrorverdächtige in Berlin sind unterdessen wieder auf freiem Fuß. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Männer im Alter von 25, 28 und 46 Jahren aber weiter wegen möglicher Planung eines Terroranschlags, wie ein Sprecher sagte. Es gehe um den Verdacht der Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat. Jedoch gebe es lediglich einen einfachen und keinen dringenden Tatverdacht. Deshalb seien auch keine Haftbefehle beantragt worden.

Am Donnerstag hatte die Polizei einen Syrer und einen Tunesier, in der Nacht zu gestern dann einen weiteren Tunesier festgenommen. Die Beamten suchten in einer Moschee in Charlottenburg und einem Auto in Neukölln nach Sprengstoff; gefunden wurde aber "nichts Gefährliches". Die Polizei vermutete, dass Teile eines Sprengsatzes und Waffenteile nach Dortmund gebracht werden sollten - möglicherweise für einen Anschlag.

Nordrhein-Westfalen gilt als Schwerpunkt der islamistischen Szene. Mehr als die Hälfte der als gefährlich angesehenen religiösen Fanatiker lebt nach Informationen des WDR-Magazins Westpol im bevölkerungsreichsten Land der Bundesrepublik. Zwischen Rhein und Weser werden insgesamt 220 Personen als Gefährder eingestuft.

(RP)
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