Monrovia Vom Fußballstar zum Staatschef

Monrovia · George Weah gewinnt die Präsidentenwahl in Liberia, einem der ärmsten Länder Afrikas.

Das westafrikanische Liberia steht vor einer Zeitenwende. Erstmals seit 73 Jahren ist eine gewählte Regierung durch demokratische Wahlen ausgewechselt worden. Neuer Präsident wird der frühere Weltfußballer George Weah (51). Dessen Mitbewerber, der bisherige Vizepräsident Joseph Boakai, räumte seine Niederlage ein. Er gratulierte Weah zum Sieg und versprach, er werde die neue Regierung unterstützen, sollte er gebraucht werden.

Weah erhielt 61,5 Prozent der Stimmen, sein Widersacher 38,5 Prozent. Die bisherige Präsidentin und Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf durfte nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Sie war die erste weibliche Präsidentin Afrikas.

Weah hatte seine fußballerische Karriere 2003 in den Vereinigten Arabischen Emiraten beendet. In Europa war er bei vielen namhaften Vereinen unter Vertrag. Er spielte als einer der besten Stürmer der französischen Liga für den AS Monaco, Paris Saint-Germain, später für Manchester City, Chelsea und den AC Mailand. Er gewann mit seinen Vereinen mehrere Meistertitel und wurde 1995 als bisher einziger Afrikaner zum Weltfußballer gekürt.

Er gründete die Partei Congress for Democratic Change (CDC). Als er 2004 seine Kandidatur für die im Oktober 2005 stattfindende Präsidentschaftswahl ankündigte, setzte er auf seine Bekanntheit und seinen Nimbus als Fußballstar. Er unterlag trotzdem und erkannte nach anfänglichem Zögern den Sieg von Johnson Sirleaf an. Weah wandte sich aber nicht enttäuscht von der Politik ab. Ende 2014 wurde er in den Senat gewählt.

Liberia ist eines der ärmsten Länder Afrikas, auch wenn die bisherige Präsidentin das Sozialprodukt von 460 Millionen auf mehr als zwei Milliarden Dollar steigern und die verheerende Ebola-Epidemie vor drei Jahren mit internationaler Hilfe überwinden konnte.

Als Präsident wird sich Weah um das desolate Schul- und Gesundheitssystem kümmern müssen. Weah stammt aus einer Familie mit 14 Kindern, er wuchs in einem Slum nahe Monrovia auf, besuchte die Schule und erhielt eine Ausbildung bei der Telefongesellschaft. Seinen Schulabschluss und ein Management-Studium holte er nach seiner Fußballkarriere und den ersten politischen Niederlagen nach. Seine Botschaft an die Jugend: Ich habe es geschafft, auch ihr könnt es schaffen. Und seinen damaligen Gegnern rief er entgegen: "Es ist nie zu spät im Leben, um etwas zu lernen."

Doch dazu müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden. In dem von einem 14 Jahre dauernden Bürgerkrieg (1989 bis 2003) geschundenen Land müssen die Armut und die Korruption bekämpft sowie neue Jobs geschaffen werden.

(RP)
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