Washington USA und Iran tauschen Gefangene aus

Washington · In einer der letzten Geschichten schrieb Jason Rezaian über eine Drogenklinik am Stadtrand von Teheran. Rund 700.000 Iranerinnen seien rauschgiftabhängig, zitierte er aus einer vertraulichen Statistik. Rezaian war damals Iran-Korrespondent der "Washington Post", der einzige US-Staatsbürger, der permanent als Auslandskorrespondent in der Islamischen Republik arbeiten durfte. Am 22. Juli 2014 wurde er zusammen mit Yeganeh Salehi, einer Journalistin, die er im Iran geheiratet hatte, in Teheran festgenommen. Jetzt kam er frei - am selben Tag, an dem die internationale Gemeinschaft grünes Licht gab für die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran, die im Zuge des Atomstreits verhängt worden waren.

Zusammen mit Rezaian und im Gegenzug für sieben Iraner in den USA ließ Teheran drei weitere US-Bürger frei: den früheren Marineinfanteristen Amir Hekmati, den Pastor Saeed Abedini und Nosratollah Khosrawi, einen Mann, über den bislang fast nichts bekannt ist. Drei der Freigelassenen trafen am Abend nach Zwischenlandung in Genf in Deutschland ein. Sie sollen zur medizinischen Untersuchung ins US-Militärhospital in Landstuhl in der Pfalz gebracht werden. Unabhängig vom Gefangenenaustausch ließ der Iran zudem einen fünften Amerikaner, einen Studenten, frei.

544 Tage saß Jason Rezaian am Ende in Haft, während seine Frau nach drei Monaten freikam. Als Rezaian im Mai vor Gericht gestellt wurde, geschah es unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nicht einmal seiner aus Kalifornien angereisten Mutter gestatteten die Behörden, im Saal zu sitzen. Die Anklage lautete auf Spionage; im Oktober wurde der Reporter für schuldig befunden.

Man darf annehmen, dass der heute 39-Jährige zum Spielball eines Machtkampfes zwischen Hardlinern und Gemäßigten im Iran wurde. Folgt man einem Bericht des "New Yorker", standen die Geheimgespräche über die Freilassung mehrmals kurz vor dem Durchbruch. Jeweils in letzter Minute sei etwas dazwischengekommen. Auch das ist ein Indiz für die heftige Auseinandersetzung, die sich die iranischen Fraktionen geliefert haben dürften. Die Verhandlungen, zumeist in Genf geführt, seien in mancher Hinsicht noch schwieriger gewesen als jene über das Atomabkommen, schreibt das Magazin.

(RP)
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