Cleveland Frau Trump rückt ins Rampenlicht

Cleveland · Lange hat sich Melania Trump aus dem Wahlkampf ihres Mannes Donald herausgehalten. Jetzt hielt sie eine Rede zur besten Sendezeit - und prompt wurde daraus eine Debatte übers Abkupfern.

US-Wahlen 2016: Melania Trump rückt ins Rampenlicht
Foto: afp, aa

Eine politische First Lady wollte Melania Trump wahrscheinlich nie werden, schon gar keine im Weißen Haus. Als Donald Trump das Feld der republikanischen Präsidentschaftsbewerber von hinten aufrollte, hat sie sich lange herausgehalten aus dem Getümmel, mit dem Argument, sie müsse sich daheim um den zehnjährigen Sohn Barron kümmern.

Als sie im April im Bundesstaat Wisconsin zum ersten Mal eine Wahlkampfbühne betrat, beschränkte sich ihr Auftritt darauf, die Qualitäten ihres Mannes zu preisen. Der sei nicht nur überaus fleißig und verstehe sich aufs Verhandeln, er habe auch ein großes Herz, er sei klug, ein begabter Kommunikator, der den Leuten die Wahrheit sage. Kurze Sätze, die klangen wie auswendig gelernt. Hinterher schrieb eine amerikanische Kolumnistin, die Rede habe sich angehört, als habe Melania Trump aus dem Hausaufgabenheft ihres Sohnes vorgelesen.

Nun stand sie erneut im Rampenlicht, diesmal zur besten Sendezeit, um auf dem Wahlparteitag der Republikaner Lobeshymnen auf ihren Mann anzustimmen. Im hochgeschlossenen weißen Kleid mit Puffärmeln steht sie vor den Delegierten, artig liest sie vor, was über den Teleprompter läuft.

Sie spricht von den weichen, den eher unbekannten Seiten ihres Mannes. Dann spricht sie von ihrer Erziehung und dem Wertekanon, den ihre Eltern ihr mitgegeben hätten und den sie natürlich weitergeben wolle an künftige Generationen. Sie spricht von großen Träumen und Verlässlichkeit und davon, dass man jeden Menschen mit Respekt behandeln müsse.

Nur hat Michelle Obama 2008 auf dem Parteitag der Demokraten eine ähnliche Rede gehalten, auch die damalige First Lady in spe sprach von Werten, die sie an künftige Generationen weitergeben wolle. Jetzt wiederholt Melania Trump nicht nur diese, sondern auch andere Passagen. Nahezu wortgleich. Es klingt wie abgekupfert, prompt wird aus ihren 15 Minuten im Scheinwerferlicht eine Debatte über Plagiate.

Wie gesagt, die schöne Frau an Trumps Seite wollte nie eine politische Rolle spielen. Ihre Zurückhaltung entsprach ganz dem Verständnis, das "The Donald" von der Ehe hat. Er arbeite sehr hart, er wolle nicht nach Hause kommen und auch noch an einer Beziehung arbeiten, hat er mal zum Besten gegeben. Sollte der Tycoon tatsächlich zum Staatschef gewählt werden, wäre sie nach Louisa Adams Anfang des 19. Jahrhunderts erst die zweite im Ausland geborene Präsidentengattin. 1970 kam Melanija Knavs, aus dem Namen wurde später Knauss, in Slowenien zur Welt.

Wie gespalten die Partei ist, wurde in Cleveland bereits deutlich: Interne Querelen kennzeichneten den Auftakt der "Convention". So lieferten sich einige Republikaner einen Schlagabtausch darüber, ob Melania Trumps Redenschreiber gefeuert werden sollten. Tumult gab es zudem über die Frage, ob den Gegnern Trumps eine offene Abstimmung über die Regeln des Parteitags zugestanden würde oder nicht. Einige Delegierte verließen das Plenum, andere kündigten an, Trump nicht zu unterstützen.

(RP)
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