Berlin Ministerin will Fitness-Regeln lockern

Berlin · Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will weniger strenge Fitness-Regeln für Soldaten. Die Anforderungen sollen stärker nach den Aufgaben der Einzelnen ausgerichtet werden.

Ursula von der Leyen will Fitness-Regeln lockern
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Die körperliche Fitness soll nicht mehr in so großem Ausmaß wie bisher über Karrieren bei der Bundeswehr entscheiden. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte eine Überprüfung der Eignungsmerkmale an. Aus ihrer Sicht ist dies eine Möglichkeit, die Bundeswehr attraktiver zu machen. "Beispiel körperliche Fitness: Es stellt sich die Frage, ob jeder einzelne Soldat und jede einzelne Soldatin, gleich welche Aufgabe sie im Riesenkonzern Bundeswehr ausfüllt, tatsächlich einen langen Marsch mit schwerem Gepäck bewältigen können muss", sagte von der Leyen unserer Zeitung. "Da müssen wir eher danach gehen, was eigentlich eine moderne, hochtechnisierte Armee braucht", betonte die Ministerin.

Fitness sei immer gut, eine moderne Armee brauche ebenso die Fähigkeit zum vernetzten Arbeiten, soziale Kompetenzen, eine moderne "Unternehmenskultur" und ausgeprägtes Technikverständnis, betonte von der Leyen. "Für Menschen, die das bei der Bundeswehr einbringen wollen, dürfen wir nicht unnötige Hürden aufbauen."

Die Ministerin sagte zudem, dass die Bundeswehr immer ein besonderer Arbeitgeber sein werde. "Trotzdem müssen wir im Dienst zu Hause, der mehr als 90 Prozent des Alltags ausmacht, besser werden", sagte sie. Die Truppe müsse den "Anschluss an die moderne Arbeitswelt finden". Dies gelte bei den Themen wie Teilzeit, mobiles Arbeiten, attraktive Karrierepfade, Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Um Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit von Soldaten zu testen, setzt die Bundeswehr seit Anfang 2010 den sogenannten Basis-Fitness-Test ein. Einmal im Jahr sollen die Soldaten die Anforderungen bewältigen. Dann wird nach Alter und Geschlecht ausgewertet, wie fit sie sind. Zur Grundausbildung gehören Sportprogramm und Gepäckmärsche.

Auch der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, sieht bei dem Thema Reformbedarf. "Die Fitnessanforderungen an die Soldatinnen und Soldaten sollten stärker von ihren jeweiligen Aufgaben abhängig sein, um die Flexibilität der Personalgewinnung zu verbessern", sagte Königshaus unserer Zeitung. Ein Gebirgsjäger müsse andere körperliche Leistungen erbringen als ein IT-Spezialist. "Das sollte in die Eignungsprüfungen einfließen."

Der Bundeswehrverband spricht sich hingegen dafür aus, die Regelungen wie bisher bestehen zu lassen. "Die Zugangsvoraussetzungen bei der Bundeswehr sind zeitgemäß: Bei den Anforderungen wird bereits differenziert", sagte der Vorsitzende, Oberstleutnant André Wüstner unserer Zeitung. Mit Blick auf die Einsatzrealität sei aber auch klar, "dass wir keine weiteren Abstriche machen können".

Die Verteidigungsministerin bekannte sich zur Bundeswehrreform ihres Vorgängers. "Es wird keine Reform der Reform geben", sagte sie. Die Reform reagiere auf den demografischen Wandel, konzentriere sich auf das, was im Einsatz gebraucht werde und müsse finanzierbar sein.

Zugleich bekannte sich von der Leyen zur ausgesetzten Wehrpflicht. Eine Wiedereinführung lehnt sie ab. Die Ministerin betonte, in der Bündnisverteidigung zählten heute technische und taktische Fähigkeiten und nicht so sehr die Zahl der Köpfe.

(RP)
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