Unverbesserliche Justiz

Die Staatsanwaltschaft Duisburg greift im Fall der Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe nach dem buchstäblich letzten Strohhalm. Dass sie ein zweites Gutachten in Auftrag gibt, kann als Eingeständnis des eigenen Versagens gewertet werden. Denn zuvor hatte die Behörde fast vier Jahre benötigt, um überhaupt eine Anklageschrift zu formulieren. Und in dieser Zeit bekam sie als zentrales Beweismittel nicht viel mehr zustande als eine etwa 20-seitige Expertise eines Panikforschers, die nur so vor Fehlern strotzte und vom Landgericht in der Luft zerrissen wurde. Mit dem neuen Gutachten will sie diesen Fehler offenbar ausbügeln.

Für die Hinterbliebenen mag dieser Schritt auf den ersten Blick eine gute Nachricht sein, weil er ihnen wieder Hoffnung gibt, dass doch noch jemand für die 21 Todesfälle zur Rechenschaft gezogen werden könnte. Doch es ist eine trügerische Hoffnung, die vermutlich nur falsche Erwartungen wecken wird. Deshalb wäre ein Schlussstrich unter dieser Justizfarce eigentlich besser gewesen. Den Angehörigen würden so viele weitere Enttäuschungen erspart.

(csh)
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