Berlin Unmut über Frauke Petry in der AfD

Berlin · Die AfD-Chefin löst innerparteilichen Streit aus, kann sich oft nicht durchsetzen - und nun kommen noch peinliche Äußerungen hinzu.

Sie war eine der strahlenden Siegerinnen nach den Landtagswahlen am 13. März, bei denen ihre Partei Alternative für Deutschland (AfD) auf Anhieb zweistellige Ergebnisse erzielte. Doch nur zwei Wochen danach sieht es schon nicht mehr so gut aus für Frauke Petry, die eloquente 40-jährige Dresdnerin an der AfD-Spitze. Denn sie hat innerparteilich an so vielen Fronten gleichzeitig zu kämpfen, dass mancher schon spekuliert, sie sei ihren Spitzenposten bald los.

Auslöser der jüngsten Irritationen ist ein Interview, das Petry zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem nordrhein-westfälischen AfD-Vorsitzenden Marcus Pretzell, der Zeitschrift "Bunte" gegeben hat. Darin nennt Petry die Aussage ihrer Parteifreundin Beatrix von Storch, der Berliner AfD-Chefin, zum Waffengebrauch an der Grenze "katastrophal". Dabei hatte Petry selbst diese Debatte eröffnet, weil sie in einem ihrer früheren Interviews gesagt hatte, notfalls müsse die Polizei an der Grenze von der Schusswaffe Gebrauch machen, um Flüchtlinge am Grenzübertritt zu hindern. Von Storch hatte sich Petry angeschlossen und per Nachrichtendienst Twitter signalisiert, auf Kinder solle man zwar nicht schießen, auf Frauen notfalls aber schon. Von Storch giftete prompt via "Bild"-Zeitung zurück: "Die Debatte um Schusswaffen hat Frauke Petry losgetreten. Das war ein Kardinalfehler."

Auch AfD-Vize Alexander Gauland wird von Petry im "Bunte"-Interview abgefertigt. Zur Aussage Gaulands, die Flüchtlingskrise sei ein "Geschenk" für die AfD gewesen, sagte Petry: "Ein fataler Satz. Man kann sich doch nicht über Entwicklungen freuen, die dem Land schaden." Auch das klang nicht nach einer Parteichefin, die sich schützend vor ihre Kollegen stellt.

Hinzu kommt, dass Petrys Bundesvorstand vor dem Wochenende den saarländischen AfD-Landesverband wegen Kontakten zu Rechtsextremen aufgelöst hatte, dieser das aber nicht akzeptieren möchte. Petry sagte sich zudem von AfD-Pressesprecher Christian Lüth los, die übrigen zwölf Mitglieder des Bundesvorstands sind jedoch zufrieden mit ihm. Als wäre das nicht genug Ärger, schwärmt Petry in der "Bunte" auch noch von der "männlichen Stärke" ihres Liebhabers. Pretzell revanchiert sich und spricht von ihrer "dämonenhaften" Schönheit, nennt sie mehrfach "sexy". Auch das kam in der AfD nicht gut an, Petry ist isoliert. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, sie scheitere wohl eher an sich selbst als an anderen.

(mar)
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