Persönlich Turki al Binali . . . ist der Ideologe des Terrors

Ob abgeschlagene Köpfe an öffentlichen Plätzen zur Schau gestellt werden oder Hunderte Frauen versklavt - Turki al Binali weiß jede noch so schlimme Grausamkeit zu rechtfertigen. Der Chef-Ideologe des sogenannten Islamischen Staats (IS) zitiert dann Kleriker aus dem 13. Jahrhundert oder zieht abstruse Rückschlüsse aus Veröffentlichungen längst vergessener islamischer Geistlicher.

Während führende islamische Autoritäten von heute die Gräueltaten des IS verdammen, zieht Binali durch das Territorium der IS-Kämpfer und ruft das "Kalifat" aus, den islamischen Staat. In den besetzten Gebieten gehorchen sie ihm aufs Wort. Autorität genießt der Propagandachef offenbar aber auch im deutschen Netzwerk von Mohamed Mahmoud und Denis Cuspert.

Der 31-Jährige ist nicht der höchste Geistliche des IS - diese Rolle kommt dem Iraker Abdullah Abul-Samaad zu, der so sehr im Verborgenen agiert, dass kein öffentliches Foto von ihm existiert.

Binali hingegen zeigt sich gern in der Öffentlichkeit, von ihm gibt es sogar eine Biografie. Demnach stammt er aus einer reichen Familie in Bahrain, die einst dem Königshaus nahestand. Mehrfach wurde er in seinem Heimatland verhaftet, Anfang 2015 wurde ihm die bahrainische Staatsbürgerschaft schließlich entzogen.

Eine der wichtigsten Aufgaben Binalis ist es, neue Kämpfer zu rekrutieren. Dabei bedient sich der IS durchaus moderner Methoden, verfügt etwa über eine professionelle Online-Strategie. Dies ist ein Grund dafür, dass der IS vor allem die jüngere Generation erreicht.

Doch zuletzt lief das Geschäft offenbar schlechter. Vor Kurzem soll Binali die Führung des IS gewarnt haben, dass ein langsamer Zusammenbruch drohe, wenn nicht dringend andere bekannte extremistische Kleriker gewonnen werden könnten. Denn selbst die führenden Köpfe von Al Kaida haben sich vom IS distanziert - zwischen den Terroristen beider Lager herrscht ein erbitterter ideologischer Streit.

(RP)
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