Istanbul Türkei lässt Mesale Tolu frei

Istanbul · Die deutsche Journalistin darf das Land nicht verlassen - der Prozess geht weiter.

Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu kommt nach über sieben Monaten in türkischer Haft gegen Auflagen frei. Das zuständige Gericht in Istanbul folgte gestern dem Antrag der Staatsanwaltschaft, Tolu aus der Untersuchungshaft zu entlassen. "Ich bin müde, aber glücklich", sagte die 33-Jährige gestern Abend in der Kanzlei ihrer Anwälte in Istanbul. Das Gericht hatte am Nachmittag die Freilassung von Tolu und fünf weiteren inhaftierten Angeklagten angeordnet.

Kanzlerin Angela Merkel sagte, dies sei aber "keine komplett gute Nachricht", weil Tolu das Land nicht verlassen dürfe und der Prozess fortgesetzt werde. Außenminister Sigmar Gabriel sprach von einer "immensen Erleichterung". Gabriels Sprecherin sagte, die Bundesregierung habe für die Freilassung Tolus gekämpft und werde prüfen, wie die Auflagen begründet seien.

Derzeit unterliegen 28 deutsche Staatsangehörige in der Türkei einem Ausreiseverbot. Der Organisation Reporter ohne Grenzen zufolge ist der nächste Anhörungstermin für Tolu für den 26. April angesetzt. Die Deutsche mit türkischen Wurzeln war Ende April dieses Jahres in der Türkei festgenommen worden. Nach Angaben der Linken-Abgeordneten und Prozessbeobachterin Heike Hänsel muss sich Tolu jeden Montag bei den Behörden melden. Ihr werden Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und Terrorpropaganda vorgeworfen. Darauf stehen bis zu 20 Jahre Haft. Sie selbst hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die Bundesregierung wirft der Türkei vor, Tolu und weitere Deutsche aus politischen Gründen zu inhaftieren. Der Menschenrechtler Peter Steudtner war im Oktober aus türkischer Haft freigekommen. Die türkischen Behörden stehen wegen ihres Vorgehens gegen mutmaßliche Unterstützer des gescheiterten Militärputsches international in der Kritik. Seither wurden 50.000 Menschen festgenommen.

(rtr)
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