Berlin Trotz Boom machen Krankenkassen Defizit

Berlin · Höhere Ausgaben für Ärzte, Kliniken und Arzneien treiben die Kosten. Die Zusatzbeiträge steigen weiter.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben das vergangene Jahr mit einem Defizit von 1,14 Milliarden Euro abgeschlossen. Den Einnahmen von 212,42 Milliarden standen Ausgaben von 213,56 Milliarden Euro gegenüber, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Das Minus ist nach den Worten von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor allem darauf zurückzuführen, dass die Kassen von 2014 auf 2015 die Zusatzbeiträge gedrosselt hätten. Dieser "Entlastungseffekt" schlage mit rund 900 Millionen Euro zu Buche.

Gröhe sagte, die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stehe weiter auf einer stabilen Grundlage. Die rund 120 Kassen verfügten noch über Finanzreserven von etwa 14,5 Milliarden. Die Reserven des Gesundheitsfonds beliefen sich Ende 2015 auf zehn Milliarden Euro.

Deutliche Ausgabensteigerungen gab es bei den großen Kostenblöcken niedergelassene Ärzte (plus 3,9 Prozent pro Versicherten auf 37,5 Milliarden Euro), Krankenhäuser (plus 3,1 Prozent auf 68,6 Milliarden) und Arzneimittel (plus 3,9 Prozent auf 35,4 Milliarden). Besonders hervorstechen die Ausgaben für die hochpreisigen Medikamente zur Behandlung von Hepatitis C, für die die Kassen 1,3 Milliarden Euro bezahlen mussten, 700 Millionen mehr als 2014. "Die Ausgabenentwicklung insbesondere bei Medikamenten, Krankenhausbehandlungen und Arzthonoraren ist eine große Herausforderung", sagte der Sprecher des GKV-Spitzenverbands.

Zum Jahreswechsel 2015/2016 hoben viele Kassen ihren Zusatzbeitrag, den Arbeitnehmer und Rentner alleine tragen müssen, bereits wieder an. Am teuersten sind die Viactiv mit einem Zusatzbeitrag von 1,7 Prozent und die DAK mit 1,5 Prozent. Die AOK Rheinland/Hamburg nimmt 1,4 Prozent, die Barmer GEK mit 1,1 Prozent und die Techniker Krankenkasse 1,0 Prozent. Der Zusatzbeitrag fällt zusätzlich zum allgemeinen Beitrag von 14,6 Prozent an. Kassenexperten sagen aufgrund des medizinischen Fortschritts und der älter werdenden Gesellschaft Steigerungen bei den Zusatzbeiträgen um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte pro Jahr bis 2020 voraus.

(RP)
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