Persönlich Thomas Purwin . . . wird in Bocholt mit Mord bedroht

Eigentlich wollte Thomas Purwin gestern Abend zum Vorsitzenden der Bocholter SPD wiedergewählt werden. Doch daraus wurde nichts. Der Parteitag wurde abgesagt, weil der 35-Jährige eine wüste Morddrohung erhalten hat. "Wir schlagen dir auf dem Nachhauseweg den Schädel ein", wurde ihm anonym angekündigt. Mit Rücksicht auf seine Familie, die Angst bekommen habe, entschied Purwin, der seit drei Jahren Chef der SPD in Bocholt ist, sich vorerst nicht zur Wiederwahl zu stellen: "Unsere Beziehung ist mir wichtiger als die Politik." Der Parteitag soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Schon seit geraumer Zeit hat Purwin immer wieder ausländer- und judenfeindliche Zuschriften per Mail und Facebook erhalten. Laut örtlichen Medien sind auch der Bocholter Bürgermeister Peter Nebelo und der Kämmerer der Stadt Ziel von Drohungen. Beide stehen inzwischen unter Personenschutz.

Der in Isselburg geborene Sozialdemokrat Purwin, der den Realschulabschluss hat, ist seit 1999 hauptberuflich bei der Stadt Bocholt (71.000 Einwohner) tätig und leitet dort das Standesamt. Er bewarb sich vor Jahren um das Amt des Parteivorsitzenden, weil er als Beschäftigter der Stadt nicht dem Rat angehören darf. "Für mich ist das die einzige Möglichkeit, mich aktiv in die Kommunalpolitik einzubringen", hat er damals gesagt. Dass er in dieser Funktion eines Tages derart massiv bedroht werden würde wie jetzt, konnte Purwin, der im Karneval gern als Büttenredner auftritt, nicht ahnen.

Der Generalsekretär der NRW-SPD, André Stinka, bezeichnete die Drohungen als schockierend: "Wir vertrauen darauf, dass die Behörden alles in ihrer Macht Stehende veranlassen, um die Absender der Morddrohungen zu ermitteln und zu bestrafen." Innenminister Ralf Jäger sagte, es gebe in der Gesellschaft "die besorgniserregende Tendenz zur Verrohung". Die Aggressions-Spirale drehe sich immer schneller.

(RP)
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