Persönlich Thomas Middelhoff . . . soll wieder ins Gefängnis

Seit gut einem Jahr ist Thomas Middelhoff auf freiem Fuß, obwohl er im November 2014 wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und wegen Fluchtgefahr noch im Gerichtssaal verhaftet wurde. Dass er die Strafe derzeit nicht verbüßt, liegt an einer dem Ex-Manager attestierten Autoimmunerkrankung. Aber ob und wie lange die ihn noch vor dem Zwangseinzug in eine Justizvollzugsanstalt bewahrt, ist fraglich. Jedenfalls hat er laut Staatsanwaltschaft Bochum eine Ladung zum Haftantritt erhalten.

Seine Anwälte versuchen jetzt natürlich, die Rückkehr ins Gefängnis zu verhindern. Man kann ahnen, wie sehr die Gefängnis-Perspektive Middelhoff erschreckt. Schon die fünf Monate, die er nach dem Urteil im November 2014 in Haft verbrachte, sollen für den einstigen Strahlemann und notorischen Optimisten eine Qual gewesen sein. Das mag auch mit der angegriffenen Gesundheit zu tun haben, aber in Middelhoffs Fall auch mit einem Absturz, der in diesem Ausmaß selten ist. Der Mann war um die Jahrtausendwende bei Bertelsmann der gefeierte Aufsteiger der deutschen Manager-Gilde, er war der Vertraute der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, er wurde bei KarstadtQuelle (später Arcandor) als Rettungsengel begrüßt. Und dann findet er sich im Gefängnis wieder, mit Kleinkriminellen, mit Menschen, die so gar nicht in die elitäre Welt des globalen Jetsetters passten, der nicht nur ständig um die Welt flog, sondern auch gern mit dem Hubschrauber zwischen Bielefeld und Düsseldorf pendelte - auf Kosten des Arbeitgebers. Versteht sich von selbst. Von all dem ist nichts geblieben. Middelhoffs Name wird fast nur noch in Verbindung mit dem Untergang von Arcandor genannt, und das ist abseits eines möglichen Haftantritts vermutlich Strafe genug für jemanden, dem man vieles attestieren kann, aber sicher nicht einen Mangel an Geltungsdrang und Selbstbewusstsein.

(RP)
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