Persönlich Thomas Frings . . . geht lieber ins Kloster

Pfarrer Thomas Frings hat genug. Er legt das Amt als Priester seiner Münsteraner Gemeinde vorerst nieder, und zieht ab Ostern in ein niederländisches Kloster. Leere Kirchenbänke und Menschen, die nur noch für eine Hochzeit oder eine Taufe das Gotteshaus betreten - der immer größer werdende Bedeutungsverlust der Kirche ist der Grund für seine Entscheidung. "Es gibt diese gesellschaftspolitische Tendenz, der wir ausgeliefert sind", sagt der gebürtige Rheinländer. "Wenn die Sehnsucht in der Gesellschaft nach dem Glauben nicht mehr da ist, will ich da aber niemandem hinterherlaufen", so Frings.

Der Großneffe des berühmten Erzbischofs von Köln, Josef Kardinal Frings, hat Kunstgeschichte studiert, reist gerne. Seit 30 Jahren ist er bereits in der Kirche tätig.

Er freue sich über jeden, der die Messe besucht, sei es auch unregelmäßig. Doch 90 Prozent der Gemeinde komme nicht einmal im Jahr am Sonntag, 70 Prozent noch nicht einmal an Weihnachten in die Kirche. Eine Lösung für das Problem hat er nicht.

Der 55-Jährige ärgert sich über Menschen, die frisch aus der Kirche ausgetreten ihre Kinder zur Taufe bringen: "Ich frage mich schon, wie diese Eltern, die ihr Kind der Kirche anvertrauen, mit der sie selbst aber nichts mehr zu tun haben wollen, noch mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen können." Auch ein Lehrer der bischöflichen Schule der Gemeinde, der sich anlässlich der Beerdigung seiner Mutter bei Frings erkundigte, ob er wohl der Pfarrer sei, und eine Braut, die während des Traugottesdienstes zum Mikrofon griff, um ein Lied von Helene Fischer zu trällern, ließen den Priester fassungslos zurück. "Es stellt sich mir verstärkt die Frage: Wofür lebe ich?", schreibt er in einer Stellungnahme, die er auch bei Facebook postete. Auf diese Frage wird er im Kloster Antworten zu finden versuchen. Eine Rückkehr ins Bistum Münster schließt Frings nicht aus.

(RP)
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