Persönlich Thilo Sarrazin . . . hat es immer schon gewusst

Der frühere Berliner Finanzsenator und Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) ist äußerst umstritten. Sein Millionen-Bestseller "Deutschland schafft sich ab", in dem er vor einer islamischen Überfremdung warnte, hätte ihn 2010 beinahe die Mitgliedschaft in der SPD gekostet. Jetzt trommelt er für sein neues Buch "Wunschdenken. Europa, Währung, Bildung, Einwanderung - warum Politik so häufig scheitert", das am 25. April erscheinen soll.

Der Zeitpunkt ist nicht schlecht gewählt. Denn der unkontrollierte Zustrom von Flüchtlingen und das Erstarken der AfD bei den Landtagswahlen scheinen dem Statistiker und Untergangspropheten recht zu geben.

In einem Beitrag für die konservative "Frankfurter Allgemeine Zeitung" beschwor er schon das Ende der Europäischen Union, wenn es nicht bald gelinge, die Außengrenzen zu schließen und die Gemeinschaftswährung zu sichern.

Jetzt erklärte er den Lesern der "Bild"-Zeitung, dass es die AfD mit ihren Wahlerfolgen nicht gegeben hätte, wenn die Volksparteien CDU und SPD vor fünf Jahren auf ihn gehört hätten. "Ich hatte auf die Risiken einer falschen Einwanderung, eines radikalen Islam und einer verfehlten Politik der Euro-Rettung hingewiesen und Lösungsvorschläge gemacht."

Der Erfolgsbuchautor versteht es also, aus seiner umstrittenen Position Kapital zu schlagen. Kurz vor dem Erscheinungstermin verstärkt er deshalb geschickt seine mediale Präsenz. Das ist auch nötig, denn nach den Erfolgen des ersten Buchs und dessen Nachfolgers "Deutschland braucht den Euro nicht" (2012) rutschte sein drittes Werk "Der neue Tugendterror" schnell in den Verkaufslisten ab. Es war offenbar zu larmoyant. Mit neuen EU- und flüchtlingskritischen Thesen dürfte er sich wieder mehr in die Herzen seiner Leser schreiben. Dabei sind seine Bücher mit ihren vielen Statistiken zwar fundiert, aber häufig auch schwere Kost.

(RP)
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