Terrorverdacht in der Nachbarschaft

Die Nachricht von der Festnahme eines Salafisten in Düsseldorf belegt, dass der Islamismus kein exklusives Problem in muslimischen Parallelgesellschaften von Paris oder Brüssel ist. Der Salafismus findet offenbar auch Anhänger im braven Bilk, einem Multikulti-Stadtteil, in dem die Gentrifizierung bereits begonnen hat. Radikalisierung ist keine Frage der Geografie. Sie ist ortsunabhängig. Knapp 8000 Anhänger des Salafismus zählen die Verfassungsschützer in Deutschland.

Was heißt das nun? Der Terrorismus ist hausgemacht. Samir E. ist ein Düsseldorfer. Er ging in Düsseldorf zur Schule. Und trotzdem wollte der junge Mann offenbar in Syrien IS-Kämpfer werden. Was passiert da? Wie sehr müssen die Orientierungslosigkeit, der Frust und die soziale Isolation eines jungen Mannes fortgeschritten sein, dass er eine todbringende Ideologie zur Selbstfindung wählt?

Sicherheitsbehörden allein sind machtlos. Es bedarf der Anstrengung der gesamten Gesellschaft. Lehrer, Eltern, Freunde und Nachbarn müssen wachsam sein, wenn sich junge Menschen verändern, ihre Interessen sich verschieben. Wir brauchen auch Transparenz bei den Moscheevereinen, in denen die radikale Spielart des Islam immer wieder gedeiht. Der Staat muss wissen, wer was in den Moscheen predigt. Predigten sollten auf Deutsch gehalten werden. Auch Einblicke in Finanzierungsstrukturen und Zielsetzung dieser Vereine sind nötig.

So wie der Staat gegen Rechtsradikale vorgeht, muss er gegen Salafisten vorgehen. Sie müssen mit allen verfügbaren Mitteln überwacht werden, aber auch staatliche Ausstiegsprojekte gehören dazu. Die Hinweise aus dem Umfeld der Gefährder sind dennoch unverzichtbar. Das ist kein Aufruf zum Denunziantentum. Das ist auch kein Generalverdacht gegen Muslime. Das ist gesunder Menschenverstand.

(brö)
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