Kolumne Hier In Nrw Stresstest für Kita-Eltern

Je nach Ausgang der Verdi-Mitgliederbefragung könnte es sein, dass nach den Sommerferien in den städtischen Kitas wieder gestreikt wird. Dabei sitzt den Eltern noch der Mai-Streik in den Knochen.

Kolumne Hier In Nrw: Stresstest für Kita-Eltern
Foto: Phil Ninh

Von den 9600 Kindertageseinrichtungen (Kitas) in Nordrhein-Westfalen befinden sich etwa 2300 Einrichtungen in städtischer Trägerschaft. Was das bedeutet, haben viele betroffene Eltern im Mai zu spüren bekommen: Wochenlang ging dort so gut wie nichts mehr, weil das Kita-Personal für eine bessere Eingruppierung in das öffentliche Tarifsystem die Arbeit niederlegte.

Obwohl der Streik den Eltern großes Improvisationsgeschick abverlangte, hatten sie viel Verständnis für die Forderung der Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen. Tatsächlich tragen die Kita-Kräfte große Verantwortung, denn sie haben keinen geringen Einfluss auf das Sozialverhalten der Sprösslinge. Für diese wichtige frühkindliche Erziehungs- und Bildungsarbeit müssen die Erzieherinnen angemessen entlohnt werden.

Je länger der Streik des Kita-Personals allerdings dauerte, desto mehr schwand das Verständnis vieler Eltern für den Ausstand. Kein Wunder, denn wo können schon Großeltern, Freunde und Bekannte über Wochen als Ersatz-Kita einspringen? Gerade Berufstätige traf es trotz eingerichteter Notgruppen arg. Eltern, aber auch Kinder, die sich mit der fremden Umgebung einer Not-Kita schwertaten, waren am Limit, wie der Landeselternbeirat der Kindertageseinrichtungen festgestellt hat. Dass die Eltern zudem für nicht erbrachte Kita- Leistungen gleichwohl weiter ihren Elternbeitrag leisten mussten, sei hier nur angemerkt.

Das (vorläufige) Ende des Streiks bedeutete aber nur eine Verschnaufpause für die Eltern. Denn in den Schulferien machen jetzt auch die meisten Kitas für einige Wochen dicht. Das ist zwar nichts Unvorhergesehenes, zwingt Mütter und Väter jedoch erneut zu kreativen Lösungen, sofern sich nicht die ganze Familie in dieser Zeit in Urlaub befindet.

Nicht auszuschließen, dass es nach den Sommerferien weitergeht mit dem Kita-Streik, nachdem die Gewerkschaft Verdi den Schlichterspruch abgelehnt hat. Mitte August - dann enden die Schulferien in NRW - sollen die Verhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern fortgesetzt werden.

Je nach Ausgang der derzeit laufenden Verdi-Mitgliederbefragung könnte es sein, dass dann alles wieder von vorne losgeht. Das freilich wäre für viele berufstätige Eltern verheerend. Manche haben bereits einen Teil ihres Jahresurlaubs zur Überbrückung der Streikwochen genommen. Bei einer neuen Streikwelle könnte das Urlaubspolster - sofern noch vorhanden - nicht mehr reichen. An dieser Stelle sei auch einmal gesagt: Bewundernswert, wie die Alleinerziehenden ihren Alltag mit Kind und Beruf meistern.

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(RP)
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