Spielhallen schließen ist nicht genug

Spielhallen sind das Hässlichste, was Kommunen sich antun können: Abgedunkelte Kaschemmen hinter billiger Außenwerbung, in denen traurige Menschen Geld in unfassbar langweilige Automaten werfen. Dichtmachen. Problem gelöst. Wer will da widersprechen?

Auf den zweiten Blick ist die Lage komplizierter. In NRW gibt es rund 40.000 Spielsüchtige. Daddelbuden kann man verbieten. Spielsucht nicht. Wohin würden die Opfer dieser merkwürdigsten aller Süchte sich wenden? Wie jede Prohibition hätte auch ein Spielhallen-Verbot die Verdrängung in den Schwarzmarkt zur Folge: Die Süchtigen würden in die Hinterhöfe der Illegalität wandern - oder ins Internet, wo Strafverfolgung fast unmöglich ist. Das maßvolle Vorgehen des Gesetzgebers ist also richtig: Die Spielhallen-Szene nur auszudünnen ist besser, als sie zu verbieten.

Aber das reicht nicht. Über die Vergnügungssteuer schöpfen NRW-Kommunen fast eine Viertelmilliarde pro Jahr beim Automatenspiel ab. Zudem tritt das Land mit seinen Westspiel-Kasinos als Anbieter auf. Hier muss die Politik sich ehrlich machen. Solange der Staat seinen eigenen Profit am Glücksspiel nicht komplett in die Suchtprävention lenkt, ist er auf diesem Politikfeld auch nur ein einarmiger Bandit.

(tor)
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