Persönlich Sigmar Gabriel . . . ist Patron und Provokateur

Der frühere Bundespräsident Johannes Rau (SPD) prägte den Satz, öffentliche Ratschläge seien stets auch Schläge. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (ebenfalls SPD) zitierte nun diesen Satz, um bloß nicht Parteichef Sigmar Gabriel auffordern zu müssen, er möge doch endlich die eigene Kanzlerkandidatur bekanntgeben. Und so ließ Schröder gestern in Berlin einen für ihn wohl recht unangenehmen Termin über sich ergehen, als er vor vielen Mitgliedern der Hauptstadtpresse ein Journalistenbuch über den "Patron und Provokateur" Sigmar Gabriel vorstellte.

Denn nur wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gemeinsamer Bundespräsidentenkandidat von SPD und Union wird. Und wer hatte das eingestielt? Richtig, Sigmar Gabriel. Der hörte auf sein Bauchgefühl, setzte wie schon beim SPD-Mitgliederentscheid zur großen Koalition alles auf eine Karte und gewann, weil Merkel kein Ass für Schloss Bellevue im Ärmel hatte. Gabriel der Instinktpolitiker wird im Buch (dtv-Verlag) von "Welt"-Korrespondent Daniel Friedrich Sturm und "Süddeutsche"-Autor Christoph Hickmann als sprunghaft bezeichnet.

Schröder hingegen nutzte nun das Beispiel Steinmeier, um Gabriels Standhaftigkeit im Ringen mit der Kanzlerin herauszustreichen. Die Frage war unausweichlich, ob Gabriel nach diesem Coup nicht der beste Kanzlerkandidat sei. Schröder blieb dazu stumm. Stattdessen warf er den Journalisten einen anderen Brocken hin: "Sigmar Gabriel ist ein demokratischer Populist, und das ist auch gut so", sagte der Altkanzler. Gabriel könne aufrütteln, so Schröder. Deswegen sei er der richtige Mann im Kampf gegen Rechtspopulisten.

Und dann sagte Schröder doch noch etwas zu Gabriels Zukunft, das aufhorchen ließ: "Da wird's manches Stück noch geben, das auch meisterlich sein wird."

(jd)
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