Berlin/Düsseldorf Sicherheitshinweise für den Notfall

Berlin/Düsseldorf · Vor Anschlägen kann man sich kaum schützen. Doch es gibt Ratschläge von Experten für den Fall eines Angriffs. Auch Reisende sollten sich informieren.

Die Terroranschläge der vergangenen Monate haben gezeigt, dass es kein Patentrezept für den Schutz vor derlei Attacken gibt. Menschen sind von Attentätern etwa beim Besuch eines Cafés, eines Clubs, beim Einkauf im Supermarkt, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder bei Feierlichkeiten wie nun in Nizza umgebracht worden. Deshalb gilt: Je nach Lage und Situation ist unterschiedliches Handeln im Notfall angebracht. Trotzdem weisen Sicherheitsexperten auf einige Grundregeln hin, die vielleicht selbstverständlich sein mögen, aus Sicht der Fachleute aber viel zu häufig außer Acht gelassen werden. Ein Überblick:

Der Kriminalpsychologe Everhard von Groote, der zehn Jahre für die Polizei in NRW bei Großlagen im Einsatz war, empfiehlt, grundsätzlich wachsam zu sein. "Man muss gut orientiert sein: Wo bin ich gerade, und wie komme ich weg", sei die entscheidende Frage, die man sich im öffentlichen Raum wie der Uferpromenade von Nizza, insbesondere aber in geschlossenen Gebäuden immer stellen sollte. Fatal sei es, dass Menschen bei einer Flucht meist den Weg nehmen würden, über den sie gekommen seien, warnt von Groote. In Paniksituationen kommt es seinen Angaben zufolge zu häufig vor, dass Menschen nicht die Notausgänge benutzten. Die schnelle Flucht aus dem Gefahrenraum sei aber entscheidend.

So empfahl auch die britische Anti-Terror-Behörde nach den Anschlägen von Paris im November 2015, dass man beim Angriff eines Täters mit Schusswaffen möglichst flüchten und sich nicht totstellen solle. Einzelne Besucher des damals angegriffenen Clubs Bataclan hatten jedoch angegeben, mit eben dieser Methode überlebt zu haben. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, will das nicht in Abrede stellen, die Methode aber auch nicht grundsätzlich empfehlen. "Wir wissen von vergangenen Attentaten, dass die Täter häufig wahllos in die Menge schießen. Daher sollte man zunächst immer seinem natürlichen Fluchtreflex folgen", so Wendt.

Von Groote hält es zudem für entscheidend, dass man - etwa auf einem Platz oder der Straße - nicht der Masse folge. "Bei Terroranschlägen heißt das, weg von der Menschenmenge, weil der Täter diese sucht. Die Fluchtrichtung muss sein: weg von der Masse, weg aus der Sicht", sagte von Groote. Dann solle man sich verbarrikadieren und Schutz suchen, Gewehrkugeln würden aber nur von massiven Mauern oder Pfeilern abgehalten, so der Experte. Wichtig außerdem: Mobiltelefone lautlos stellen, um Täter nicht auf sich aufmerksam zu machen, und erst dann Hilfe leisten, wenn die Gefahr eindeutig vorüber ist. Trainieren könne man derlei Situationen nicht, sagt Wendt und verbreitet dennoch Zuversicht: Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Anschlags zu werden, sei sehr gering.

Unterdessen haben nach dem Attentat in Nizza die Tourismusveranstalter reagiert. Wie bei den Terroranschlägen in Tunesien und Ägypten bieten die deutschen Reisekonzerne schnelles Umbuchen von Nizza aus an. Bei Tui gilt das Angebot bis Ende Juli, bei DER Touristik und Thomas Cook bis zum Wochenende. Außerdem raten die Unternehmen grundsätzlich bei Reisen dazu, sich auf die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes zu verlassen. Für Frankreich besteht eine solche Reisewarnung zwar nicht, sehr wohl aber für Regionen der Türkei.

(RP)
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