Seehofer führt die Wähler in die Irre

Ein CSU-Chef darf nicht harmoniesüchtig sein, wenn er um die bundespolitische Bedeutung der Christsozialen kämpft. Deshalb lässt Horst Seehofer nicht locker, die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin selbst zehn Monate vor der Bundestagswahl zu attackieren.

Doch so ruppig seine Angriffe daherkommen, in Wahrheit ist er sich mit der Kanzlerin längst einig. Mit seiner Drohung, nur bei einer gesetzlichen Obergrenze für Flüchtlinge die CSU an der kommenden Bundesregierung zu beteiligen, verschafft er Merkel im eigentlichen Wahlkampf Ruhe. Denn die Kanzlerin wird auf die gesunkenen Flüchtlingszahlen verweisen, während Seehofer publikumswirksam mit seinem Obergrenzen-Mantra konservative und ultra-konservative Wähler einbindet.

Auf der Strecke bleibt freilich die Glaubwürdigkeit der beiden Unionsgrößen. Denn das Publikum will keinen Streit um des Kaisers Bart, sondern eine Antwort auf seine Ängste. Die können die beiden den Menschen nur nehmen, wenn sie ein entschlossenes Integrationsprogramm für die bislang aufgenommenen Flüchtlinge mit wirklich sicheren EU-Außengrenzen verbinden - unabhängig vom Türkei-Deal. Sonst droht am Ende beiden Ungemach bei den Wahlen.

(kes)
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