Persönlich Schwester Karoline Mayer . . . bildet Chiles Jugend aus

Jeder im Elendsviertel von Santiago de Chile kennt sie, die ältere Dame, die vor lauter Energie keine Minute stillstehen kann. Schwester Karoline Mayer ist so etwas wie die Mutter Teresa von Chile. Seit mehr als 40 Jahren widmet sie ihr Leben den Armen. Die ehemalige Steyler Missionsschwester gründete die Stiftung "Cristo Vive" (Christus lebt), zu der bereits acht Kindertagesstätten, eine Obdachlosensiedlung, 13 Volksküchen und Gesundheitszentren gehören, die 21.000 Menschen versorgen.

"Christo Vive" wird zum Teil zwar vom Staat unterstützt, trotzdem ist "die Stiftung" auf Spenden angewiesen. Was ihr Lebenswerk von vielen anderen Hilfsorganisationen unterscheidet, ist das Ausbildungszentrum "Clotario Blest". Damit hat Schwester Karoline die duale Ausbildung im Handwerk nach Chile geholt. Bei ihr können Menschen, denen keiner eine Chance gibt, einen Beruf zu erlernen. Zum Elektriker, zum Mechaniker oder zum Zimmermann.

Unterstützt wurde sie von der Handwerkskammer Düsseldorf. "Was eine Ausbildung einem 50-Jährigen an Würde gibt, das ist kaum zu ermessen", sagt sie. Nach sechs Monaten Ausbildung bekomme jeder einen Job. Ganz klein fängt sie an mit ihren Lehrlingen, viele wüssten anfangs nicht einmal, wie sie einen Hammer halten müssten. Kein Wunder. Die Verachtung des Handwerks ist seit der grausamen Militärdiktatur unter Pinochet gewachsen. Der Diktator sah in jedem Armen einen potenziellen Kommunisten. Auch Schwester Karoline, die den Armen half, geriet in Gefahr.

Trotzdem ging sie in den Widerstand. Sie versteckte Regimegegner und verhalf ihnen zur Flucht ins Ausland. Mehrmals erhielt sie Morddrohungen, wurde einmal auch verhaftet. Weil der Erzbischof intervenierte und sich die Diplomatie einschaltete, wurde sie am Ende jedoch wieder freigelassen. Nächste Woche wird sie in der ZDF-Spendensendung "Ein Herz für Kinder" auftreten.

Kirsten Bialdiga

(RP)
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