Ausschuss befragt Ex-Generalsekretär der Hessen-CDU Schwarzgeld: Jung beteuert Unschuld

Wiesbaden (AP). Der im September über die CDU-Finanzaffäre gestürzte Chef der Wiesbadener Staatskanzlei, Franz Josef Jung, hat vor dem Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags erneut seine Unschuld beteuert. Jung betonte am Montag vor dem Gremium in Wiesbaden, er habe sich nichts vorzuwerfen und sei einzig auf Druck des Koalitionspartners FDP zurückgetreten. Von den millionenschweren Unterschlagungen des ehemaligen CDU-Buchhalters Franz-Josef Reischmann zwischen 1988 und 1992 habe er im Detail erst im Jahr 2000 erfahren.

Reischmann hatte bei der hessischen CDU-Landespartei und der Fraktion nach internen Aufstellungen, die im Auftrag der Partei gefertigt wurden, rund 2,2 Millionen Mark unterschlagen. Die Unterschlagungen wurden vom damaligen Steuerberater der Partei, Horst Weyrauch, aufgearbeitet, der seine Ergebnisse in mehreren Berichten niederlegte. In Unterlagen, die von der Staatsanwaltschaft Wiesbaden bei Weyrauch beschlagnahmt wurden, wird Jung bei der Aufarbeitung der Reischmann-Affäre wiederholt als Ansprechpartner oder Auftraggeber genannt.

Jung erklärte jedoch, er habe in seiner damaligen Doppelfunktion als hessischer CDU-Generalsekretär und Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion keinen der detaillierten Berichte je erhalten oder gesehen. Auch von Besprechungen, an denen er nach einem Brief Weyrauchs vom 17. März 1993 teilgenommen haben soll, wisse er nichts. Warum ihn die Berichte nicht erreichten, konnte der ehemalige Staatsminister vor dem Ausschuss nicht erklären: "Da müsste ich jetzt spekulieren und das möchte ich vor dem Ausschuss nicht tun." Er sei lediglich im Sommer 1992 mit Weyrauch zu Reischmann gefahren und habe den Buchhalter dort mit Hilfe gefälschter Schecks überführt.

Jung hatte vor dem Berliner Untersuchungsausschuss zur Parteispendenaffäre erklärt, er habe den heutigen Ministerpräsidenten Roland Koch damals nicht über die Unterschlagungen informiert, da sie seine Amtszeit als Fraktionschef nicht erreicht hätten. Dies war nach den Berichten Weyrauchs falsch, da Reischmann auch während der ersten Amtszeit Kochs als Fraktionschef 1990/91 Geld abgezweigt haben soll. Jung sagte dazu am Montag, er habe zum Zeitpunkt der Berliner Aussage nicht gewusst, dass die Unterschlagungen auch die Amtszeit Kochs betrafen.

(RPO Archiv)
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