Brüssel Schulz sieht Brexit auch als Chance für eine neue EU

Brüssel · Der britische Premierminister David Cameron hat als Matador für die Sache der Europäischen Union versagt. Das ist wohl der einhellige Tenor der Beobachter. In jeder Krise gibt es aber auch Gewinner. Derzeit läuft gerade der SPD-Politiker und Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, zu Höchstform auf. Er ist auf allen Kanälen präsent, interpretiert, attackiert, erklärt Europa und zeigt damit ein Verhalten, mit dem Cameron in Großbritannien hätte gewinnen können.

Der langjährige EU-Parlamentarier, der auch gegen Jean-Claude Juncker den ersten innereuropäischen Wahlkampf um das Amt des Kommissionspräsidenten führte, findet oft die richtigen Worte und kann sich wie wenige noch für die europäische Sache begeistern. Den Brexit-Schock muss auch er erst verdauen. "Es ist ein bitterer Tag. Ich hätte mir gewünscht, dass die Briten bleiben", sagte der SPD-Hoffnungsträger der "Aachener Zeitung". Allerdings macht er auch klar, dass es bei den Austrittsverhandlungen für die Briten "keine Rabatte mehr geben wird".

Für Europa sieht er eine neue Rolle. Die EU müsse sich auf ihre ureigensten Themen beschränken und vieles an die nationale und regionale Ebene zurückdelegieren. Das sei die Chance aus dem Referendum. Und Europa lässt er sich nicht nehmen. "Wir machen mit 27 weiter, stärken uns gegenseitig und hören mit der Rosinenpickerei auf", ist er im Interview zuversichtlich. Gut möglich, dass Schulz für diese Rolle auch parteiintern belohnt wird. Die SPD sucht ja noch einen Kanzlerkandidaten.

(RP)
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