Nachruf Rupert Neudeck 1939-2016

Er galt vielen als Philanthrop, als Mann mit Weitblick und als jemand, der den Mut hat, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Der gestern gestorbene Rupert Neudeck, Journalist und Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur, hinterlässt eine große Lücke.

Der Mann mit dem markanten Bart begann seine Karriere in den 70er Jahren beim Deutschlandfunk. In den nachfolgenden Jahrzehnten gingen sein humanitäres Engagement und seine Publikationen oft miteinander einher. Das Projekt, durch das er weltweit Bekanntheit erlangte, nahm 1979 mit der Gründung des Hilfskomitees "Ein Schiff für Vietnam" seinen Anfang, aus dem später die Hilfsorganisation Cap Anamur hervorging. Neudeck charterte damals das gleichnamige Frachtschiff und brach damit ins Chinesische Meer auf, um die "Boat People" zu retten - Flüchtlinge, die sich über die offene See vor einem Leben im vietnamesischen Kommunismus retten wollten.

Auch später in seinem Leben bezog er als Journalist, Mensch und Helfer immer wieder Stellung zu humanitären und politischen Fragen. So setzte er sich zum Beispiel während des Kosovokrieges für die Vertriebenen ein. Und zu Beginn der 2000er Jahre machte er mit Reisen in die palästinensischen Autonomiegebiete von sich reden, nach denen er Israel Menschenrechtsverletzungen vorwarf und es mit dem Apartheit-Regime Südafrikas verglich.

Rupert Neudeck klang nie wie ein geschäftsmäßiger Aktivist. Seine Sorge um die Menschen nahm man ihm tatsächlich ab. Und die Debatten, die er mit seinen Rettungsaktionen in Asien anstieß, sind heute so aktuell wie damals. Kein Wunder also, dass er sich zuletzt dafür einsetzte, Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu retten und direkt nach Deutschland zu bringen.

Neudeck stammt aus Danzig. Seit 1970 war er mit Christel Neudeck verheiratet. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder. Zuletzt lebten beide in Troisdorf bei Bonn.

(RP)
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