Rückschritt im Bewerbungsverfahren

Menschen mit Migrationshintergrund sind in der Landesverwaltung unterrepräsentiert. Ihr Anteil an der Bevölkerung in NRW liegt bei 22 Prozent, aber sie besetzen nur zwölf Prozent der Stellen. Anonymisierte Bewerbungen sind ein Mittel, daran etwas zu ändern. Sie sollen verhindern, dass Bewerber mit ausländischem Namen oder etwa Ältere zu Beginn einer Auswahl diskriminiert und aussortiert werden. Das Instrument ist so anerkannt, dass es in Ländern wie Belgien oder in internationalen Konzernen wie Siemens Anwendung findet. Auch Orchester lassen Bewerber anonym hinter einem Vorhang vorspielen.

Gewiss gibt es Nachteile. Manch einem Bewerber mögen orthografische Fehler eher verziehen werden, wenn deutlich ist, dass er kein Muttersprachler ist. Auch ist einigen Personalverantwortlichen der Aufwand zu hoch. Anonyme Bewerbungen sind eben auch nur ein Weg von vielen, Diskriminierung entgegenzuwirken. Es spricht daher nichts dagegen, das Verfahren mit anderen Maßnahmen zu verknüpfen. Das aber hat die schwarz-gelbe Landesregierung nicht vor, sie kündigt neue Methoden an und bleibt dabei vage. Anonyme Bewerbungen vor diesem Hintergrund abzuschaffen, ist ein Rückschritt.

(RP)
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