Düsseldorf Reiche Scheichs finanzierten den Islamischen Staat

Düsseldorf · Sunnitische Clans im Irak, Syriens Diktator, Gönner auf der arabischen Halbinsel und skrupellose Schmuggler halfen und helfen dem IS.

Wäre die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) schon früher entschlossener bekämpft worden, wäre sie kaum so groß und mächtig geworden. 2007, knapp vier Jahre nach ihrer Gründung im Irak, bestand die Gruppe nur noch aus einer Handvoll Fanatiker, die sich in der Wüste versteckten. Doch dann riefen die sunnitischen Stämme, die die IS-Kämpfer zuvor wegen ihrer unkontrollierbaren Grausamkeit aus ihrem Hauptquartier in der westirakischen Provinz Anbar verjagt hatten, sie zu Hilfe gegen die schiitischen Milizen, die mit Billigung der Regierung in Bagdad und mit iranischer Unterstützung die sunnitische Bevölkerung terrorisierten. Bis heute gilt der Islamische Staat vielen irakischen Sunniten als das geringere Übel verglichen mit der schiitisch dominierten Zentralregierung.

Ein weiterer heimlicher Unterstützer der Terroristen ist Syriens Diktator Baschar al Assad. Um die konfessionellen Konflikte unter seinen Gegnern anzuheizen, ließ er gleich zu Beginn des Bürgerkriegs 2011 Hunderte Salafisten aus der Haft frei, die sich vor allem dem IS anschlossen. Seither überließ Assads Armee den Dschihadisten große Teile des Staatsgebiets kampflos. Taktisch ging das Kalkül auf: Der IS bekämpfte vor allem die ideologische Konkurrenz, die Al Kaida nahestehende Al-Nusra-Front, sowie die Rebellen. Und propagandistisch nutzte Assad den erstarkenden IS, um sich als Bollwerk gegen den islamistischen Terror zu empfehlen.

Diskrete Hilfe erhält der IS aber auch, wenn es um seine Finanzierung geht. Anfangs floss reichlich Geld aus den Schatullen privater Sponsoren in den erzkonservativen Golfstaaten, wo man den Kampf der strenggläubigen sunnitischen Glaubensbrüder gegen die Schiiten (und damit indirekt gegen den Iran) mit Wohlgefallen sah. Heute kommt auf diesem Weg nach Einschätzung von Experten aber kaum noch Geld. Zum einen, weil man in Saudi-Arabien und Katar begriffen hat, dass der IS längst zu einer Bedrohung auch für die reichen Öl-Staaten geworden ist. Zum anderen, weil die Organisation nicht mehr auf derartige Zuwendungen angewiesen ist. Spätestens seit der IS im Juni 2014 die nordirakische Stadt Mossul eingenommen hat, wo ihm mindestens 400 Millionen Dollar aus den Beständen der irakischen Zentralbank in die Hände fielen, steht er finanziell auf eigenen Füßen.

Der Geldbedarf der Organisation bleibt allerdings enorm und wird auf verschiedensten Wegen gestillt: durch die Erhebung einer islamischen Steuer, in Wirklichkeit schnöde Schutzgelderpressung, durch Beschlagnahmung von Privateigentum, durch Geiselnahmen und Erpressung von Lösegeld, durch Schmuggel von antiken Kunstwerken, Zigaretten und Drogen. Rund ein Drittel der Einnahmen stammt nach Schätzungen aus dem Verkauf von Öl. Der IS hat mehrere Ölfelder und Raffinerien im Irak und in Syrien unter seine Kontrolle gebracht. Das Öl wird im Wesentlichen in den beiden Ländern verkauft, sogar an verfeindete Rebellen-Gruppen und an die Regierung. Ein Teil aber gelangt über skrupellose Händler auch auf den Weltmarkt. Der Schmuggel läuft vor allem über die Türkei, deren Behörden bis in die jüngste Zeit die Augen zudrückten.

(RP)
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