Persönlich Ram Nath Kovind . . . ist Yogi und bald Indiens Präsident

Die Ernennung dieses Mannes zum Präsidentschaftskandidaten gilt in Indien als politisches Meisterstück: Ausgerechnet die rechtskonservative, hindu-nationalistische Regierungspartei Bharatiya Janata Party (BJP) von Premierminister Narendra Modi hat Ram Nath Kovind zur Wahl gestellt. Dass er ein ehemaliger Rechtsanwalt ist, der sich erst spät für die politische Karriere entschied, ist noch nichts besonderes. Dass Kovind aber 1945 in eine Dalit-Familie hineingeboren wurde, ist geradezu spektakulär: Kovind ist ein Unberührbarer. Ein Kastenloser. Und gestern konnten Indiens Parlamentarier darüber abstimmen, ob dieser Dalit bald Indiens neuer Staatspräsident wird. Die Chancen stehen gut: Die BJP hat eine Zweidrittel-Mehrheit im Parlament.

Offiziell ist das Kastensystem zwar abgeschafft, doch im Alltag ist es nach wie vor präsent. Unberührbare gelten als unrein, ihre Aufstiegschancen sind gleich null. Kovinds Vita ist das Gegenbeispiel. Sie ist die Verwirklichung des indischen Traums, durch Bildung den Aufstieg zu schaffen.

Nach dem Jura-Studium als Rechtsanwalt tätig, vertrat Kovind bis 1993 mehr als 16 Jahre lang die indische Regierung beim Obersten Gericht. 1991 trat er der BJP bei. Kovind setzte sich zuletzt als Gouverneur des Bundesstaats Bihar für eine starke Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit und Emanzipation ein. Er ist Yogi, verheiratet und zweifacher Vater.

Ob er bald an der Spitze der größten Demokratie der Erde steht, zeigt sich am Donnerstag, dann werden die 5000 Stimmen ausgezählt. Der Staatspräsident erfüllt zwar vor allem repräsentative Aufgaben. Die Macht liegt weiter bei Premierminister Modi. Doch es wäre ein Zeichen, wenn der zweite Unberührbare der indischen Geschichte - nach K.R. Narayanan (1997 bis 2002) - das Amt übernehmen würde. Kovind könnte 160 Millionen hinduistischen Dalits nicht nur eine Stimme geben, sondern eine Hoffnung. Jessica Balleer

(RP)
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