Protest auf Hessisch

Kommunalwahlen drehen sich gewöhnlich um Kirchtürme, Kinderspielplätze und Klärwerke, um alles, was vor Ort für das Leben der Menschen konkret und wichtig ist. Wenn, wie in Hessen, ein flächendeckendes Phänomen zu beobachten ist und eine neue Kraft im Schnitt gleich zweistellig in die Gemeinde- und Stadträte einzieht, dann beweist das, was sich seit Monaten abzeichnet: Die Flüchtlingskrise ist keine abstrakte Sorge für die Entwicklung von Land und Bund, die Bedenken werden konkret in jeder Stadt, in jeder Straße, in jedem Haus.

Die AfD legt zwar an Mitgliedern und Anhängern deutlich zu. Doch viele Wähler scheinen weniger darauf aus, die Inhalte einer konstruktiven Alternative auf die Tagesordnung zu setzen, als vielmehr darauf, den Stimmzettel mit einem "Nein" zur Flüchtlingspolitik der Anderen zu ergänzen. Viele Hessen nutzten die Kommunalwahl, um auf einen Protest-Knopf zu drücken. Ob daraus eine etablierte Alternative rechts von der Union werden kann, hängt davon ab, wie lange die Flüchtlingspolitik als chaotisch, ungeordnet oder Überforderung empfunden wird.

(RP)
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