Pop oder Politik

Der Eurovision Song Contest hat es sich zur Maxime gesetzt, in den künstlerischen Beiträgen politische Statements außen vor zu lassen. Solange es in den Liedern allgemein um den Frieden geht, ist das kein Problem, Europa vereinen soll bei diesem Wettbewerb die Kraft der Musik - so wie bei den Olympischen Spielen der Sport die Welt zusammenbringen soll. Wenn die ukrainische Sängerin Jamala nach dem ESC-Sieg aber erklärt, sie sei glücklich darüber, dass man die Wahrheit aussprechen könne und die Menschen damit berühre, ist das eine deutliche politische Botschaft. Auch wenn sie sagt, es gehe in dem Lied nur um die Geschichte ihrer Urgroßmutter.

Schon die Entscheidung, Jamals Beitrag mit in den ESC aufzunehmen, war eine politische; genauso wie das überwältigende Votum für ihren Song ein politisches ist. Wenn aber der ESC sich der Politik öffnet, muss das für alle Künstler gelten, um den Wettbewerb nicht zu verzerren. Ob das wünschenswert ist, sei dahingestellt. So aber kämpfen diejenigen auf verlorenem Posten, die mit ein wenig Trallala gegen Lieder ansingen, in denen Existentielles verhandelt wird.

(RP)
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